Gesunda am Gesundaberg

Der 60. Breitengrad liegt hinter uns. Wir sind jetzt 1114 km Luftlinie oder 1411 Straßen-/Fährkilometer von Chursdorf entfernt. Die Provinz Dalarna. Die selbsternannte und ungefähre Mitte von Schweden.


Gesunda am Gesundaberg am … See Siljan. Wir wohnen bei Anna und Harjinder. Unsere Unterkunft ist eine urige Blockhütte. Früher einmal als Lagerhaus auf einer Art Stelzen errichtet gehören viele dieser Hütten zum Ortsbild. Mit den Blockhäusern mutet es wie ein Museumsdorf an. Der Ort ist im Winter und Sommer ein Touristenzentrum. Jetzt ist weder das eine noch das andere, das Wintersportzentrum hat schon geschlossen und es ist sehr ruhig hier. Die Skipiste am Berg ist noch reichlich mit natürlichem und Kunstschnee bedeckt. Was von unten nach einer gemächlichen Wanderung aussieht, ist oben ein steiler Anstieg auf eisglatter Piste. Doch die Aussicht entschädigt für das Hochgekraxel.

Heute liegen die Wintervorräte in der Kühltruhe oder im Supermarkt und diese Hütten werden als Ferien- oder Kinderwohnung genutzt.
Anja hilft in Haus und Garten, während ich ein Kaninchenhaus zu Ende baue, das vor etlichen Monden von Workawayern begonnen wurde. Damit die Karnickel im schwedischen Winter nicht frieren ist es doppelwandig mit Wärmedämmung ausgeführt.

28.04. 2021 Falun

Vielleicht kennt jemand diese Geschichte:
https://de.wikipedia.org/wiki/Unverhofftes_Wiedersehen
Und da Falun nur 90 Kilometer entfernt liegt, wird natürlich die legendäre Kupfermine besucht. Wir fahren nicht ins Bergwerk ein, sondern wandern nur einmal um das Gelände – „the great pit“ herum. Ein großer Einsturz gab der Grube 1687 ihre heutige Form. Das alles und noch viel mehr erfährt man von den Informationstafeln am Rundweg. Die rote Farbe, die den typischen Schwedenhäusern ihr Aussehen verleiht stammt ebenfalls von hier. Falu Rödfärg war eigentlich nur ein Nebenprodukt aus dem Abraum der Kupfermine.

Bei einer etwas orientierungslosen Waldwanderung war es mir vergönnt unseren zweiten Elch zu entdecken Den ersten hatten wir hinter einem Wildzaun an der Hauptstraße bei Skara gesehen. Es waren eigentlich zwei Elche – Elchkuh mit vorjahigem Kalb. Dieses mal genügte die Zeit vom ersten Blickkontakt bis zum Weglaufen der Tiere für ein verwertbares Foto. Natürlich sind mir auch in Gesunda und Umgebung wieder einige mehr oder weniger seltene Vögel vor die Linse geflogen. Die Bachstelze ist wie in Deutschland auch hier ein Allerweltsvogel. Auerhennen stehen oft am Straßenrand und fliegen bei vorbeifahrenden Autos nicht davon. Von unserer Hütte aus haben wir Blick auf eine Wiese am Waldrand. Jeden Abend treten Rehe aus dem Wald heraus

Was dem Erzgebirgler Rachermannl, Schwibbbogen und Pyramide sind dem Mittelschweden die geschnitzten Dalarna-Pferde. Allerorten trifft man hier auf diese Tiere. Vorwiegend in Rot, sind aber auch andere Farben im Angebot, wie der Besuch des Werksverkaufes zeigt.

Donnerstag, 6. Mai 2021

Es geht weiter nach Norden. Nächster Zwischenstopp ist am Njupeskär https://de.wikipedia.org/wiki/Njupesk%C3%A4r, dem höchsten Wasserfall Schwedens. Die Fahrt wird zu einer Reise in den Winter. War bei der Abreise am Morgen in Gesunda die Regentonne von einer dünnen Eisschicht bedeckt, wird es jetzt wieder richtig weiß. Dabei sind wir nur wenige hundert Meter höher und unwesentlich nördlicher. Zunächst beeindrucken uns die weißen Gipfel am Horizont, die wohl schon in Norwegen liegen. Doch dann ist auch links und rechts neben uns alles weiß. Die Straßen sind aber frei, andernfalls hätten wir mit unseren abgenutzten Allwetterreifen keine guten Karten. Am Wasserfall fällt nicht viel. Fast komplett eingefroren hört man nur in der Tiefe etwas rauschen. Eindrucksvoll ist es allemal. Auf dem zwei Kilometer langen Fußweg zum Wasserfall begegnen uns nur zwei weitere Wanderer.

Die Wappenvögel des Parks, die Unglückshäher, (ja, die heißen wirklich so) fliegen kurz vor uns auf und gleiten dann niedrig über den Schnee. Hier reicht meine Reaktionszeit aber nicht für ein Foto, da muss die Infotafel herhalten. Auf der Rückfahrt sehen wir dann noch Hühnervögel, bei denen es sich um Alpenschneehühner handeln müsste.

Eine nützliche App, die uns empfohlen wurde – Danke Susi! – hilft bei der Suche nach einem Übernachtungsplatz. Doch nicht alle Möglichkeiten kommen in Frage. Manchmal sind die Plätze noch tief verschneit. Doch wir haben nach einigen Versuchen Glück und finden schöne Fleckchen am Wasser bzw. Eis. Die Auerhennen stehen jetzt regelmäßig am Straßenrand. Die schwarzen Hähne bekommen wir aber vorerst nicht zu sehen. Doch wir haben Glück. Zwar kein Auer- sondern ein Birkhahn bleibt stehen, bis wir in guter Fotoentfernung sind. Den ersten Rentieren begegnen wir ebenfalls. Frei umher laufend, aber mit Halsband und Ohrmarke markiert, scheinen sie jemanden zu gehören. Nicht nur alte Autos stehen bei den Schweden im Garten, auch Busse sind jetzt hin und wieder zusehen.

Wie halten es die Schweden im April/Mai 2021 mit Corona/Covid19 ?
Die Geschäfte sind alle geöffnet. Auf kreative Weise wird auf Abstandsregeln und die maximale Anzahl der Besucher pro Raum hingewiesen. In den Naturreservaten ist es die Flügelspannweite von Kranich oder Uhu, auf dem Land auch mal die Länge einer Kuh die als Abstand angegeben wird. Masken sieht man eher selten. Plexiglasscheiben an den Ladenkassen dagegen häufiger. Von Ausgangssperren und – begrenzungen haben wir noch nichts gehört, haben aber auch nicht gezielt danach gesucht.

Danke, wer bis hierher gelesen hat. Viele andere Dinge haben wir uns in Dalarna noch angesehen, aber das soll erst einmal genügen.

Ein Gedanke zu „Gesunda am Gesundaberg

  1. Tauschaer

    Eine richtig tolle, fantastische Reise, so wunderschön und beeindruckend.

    Liebe Grüße von Swen, Doreen, großen und kleinen Kindern

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