Archiv für den Monat: April 2021

Lidaberg 1

In der Gegend von Südschweden, zwischen den Seen Väner und dem Vättern, zwischen den Städten Skara und Skovde. Neben den Wäldern prägen hier Felder und Koppeln die Landschaft. Die eigentlichen Dörfer bestehen nur aus wenigen Häusern, Höfen und der Kirche. Sehr aufgelockert darum gibt es weitere Häuser, einzeln oder in kleinen Grüppchen und Höfe. Und nahezu jedes dieser Häuser, die Höfe sowieso, haben ihren eigenen Straßennamen, der an der Hauptstraße ausgeschildert ist. Wenn wir uns die Namen so anschauen, scheint es sich um alte – oder neue Flurstücksbezeichnungen zu handeln. Das alles kennen wir doch von irgendwoher? Die für uns typischen Falun-Roten Schwedenhäuser bestehen aus einem Wohnhaus, einer Scheune und einem kleinen Schuppen. Ganz so wie wir es vom Michel aus Lönneberga kennen. Der heißt im Original übrigens Emil. Viele der kleineren Häuser wurden nur als Sommarstuga – Sommerhaus genutzt. Sehr gemütlich, aber nicht jedermanns Sache bei zwei Meter Raumhöhe im Erdgeschoss und 1,80 Meter oben. Im Gegensatz zu anderen hochentwickelten Ländern, setzt Schweden schon länger beim Netzausbau auf Glasfaser bis zum Haus. Bei den Entfernungen hier sehr sinnvoll. Leider ist Birgits Anschluss noch nicht aufgeschaltet.

Früher, so nach der letzten Eiszeit lagen hier jede Menge Steine im Wald herum. Dann kam der Mensch und hat die Steine zu Steinkreisen aufgestellt. Nicht ganz so riesig wie in Stonehenge, aber immerhin uralt. Diese Steinkreise sind heute noch da. Dann wollte der Mensch Pflügen, da waren die Steine im Weg. Da hat man sie zu Mauern am Feldrand aufgeschichtet. Diese Mauern sind heute noch da. Wenn dann immer noch Steine übrig waren, wurden sie auf einen großen Haufen geworfen. Manchmal mitten auf dem Feld, weil vermutlich an dieser Stelle der Felsen blank lag. Diese Haufen sind heute noch da.

Drei Wochen waren wir bei Birgit zu Gast. Unsere Unterkunft war eine von zwei Ferienwohnungen in einer ehemaligen Scheune. Noch ist nicht alles fertig. Wir haben Türen gestrichen. Vorbereitungen für den Klempner waren erforderlich. Für den Einbau einer „gut gebrauchten“ Küche haben wir für den Anschluss an Wasser und Abwasser vorbereitet. In Bad WC und Dusche haben wir den Fußboden mit Ölfarbe gestrichen – jeweils 3 Schichten; zuerst mit 40 % Terpentin verdünnt, dann 25% und zuletzt unverdünnt. Dann ist der Klempner draufgelatscht, weil wir keine Geduld hatten. Wir haben bei den ersten Arbeiten den Gartenjahres geholfen. Wie haben Brennholz für den Winter gespaltet. Die Tauchpumpe im Brunnen konnte ich leider nicht in Funktion setzen. Irgendwo ging der Strom seine eigenen Wege, ständig hat der FI-Schutzschalter ausgelöst. Auch meine gut gemeinten Tricks konnten hier nicht helfen.

Unser Bad soll schöner werden! Der Mini-Dusch-WC-Waschmaschinenraum wird vergrößert. Eine Wand musste herausgerissen werden und um die Ecke herum eine neue Wand eingezogen werden. Alles nur Pressspan-Leichtbau. Mit Hammer, Säge und Akkuschrauber ein Tag Arbeit. Die alte Wand war bereits herausgerissen und die ersten Stützen für die neu Wand angeschraubt. Dann kam der Klempner und machte sein Vetorecht geltend. Viel zu klein für die geplante Badewanne. Also war am Ende des Tages die alte Wand wieder drin. Aus den geretteten Resten der alten Wand. Die temporär entfernte Elektroinstallation konnte ich auch wieder in den Urzustand versetzen, inklusive einer Wechselschaltung.

Eine unseren ersten Fragen nach Ankunft war: „Gebt es denn hier in der Nähe einen Flohmarkt?“ – Oh ja, ihr müsst nur auf die Schilder „LOPPIS“ achten. Und wir haben mit großem Erfolg darauf geachtet. Viele Scheunen haben wir besucht und das eine oder andere Schätzchen gefunden. Nun ist es ja nicht so, dass es in Deutschland keine Trödel- und Antiquitätenhändler gibt. Aber hier ist es eine Art Freizeitsport. Aller 5 – 10 km trifft man sicher auf einen Loppis. Kernöffnungszeit Sonntag von 11 bis 15 Uhr.

Da wir zwischen den beiden größten schwedischen Seen, dem Vänern und dem Vättern wohnen, führen uns mehrere Ausflüge dorthin. Auch die näheren Tafelberge, wie das Doppelmassiv Halle- und Hunneberg sehen wir uns an und genießen die großartige Aussicht über das Land und den Vänern. Die Naturreservate und sonstigen Sehenswürdigkeiten sind hervorragend beschildert. Mindestens schwedisch/englisch oft auch noch in deutsch.

Nicht alles, aber sehr, sehr vieles hat hier mit der Eiszeit zu tun. So auch die Landzunge „Hindens rev“ Mehrere Kilometer lang aber nur wenige Meter breit ragt sie in den See hinein. Ein Wanderpfad führt uns bis zur letzten Spitze. Mario bekommt zur Belohnung 17 Geocaches und Anja jede Menge Steine.

Es ist immer noch April und wir sind im Norden. Am Vänern toben zwei Mädchen im Badeanzug durch den See – bis zu den Knien. Da nehme auch ich ein Fußbad bei sechs Grad Wassertemperatur. An einem der milderen Tage begegnen wir am Steinbruch Varnhem drei Jungs. Sie sind nur in Badebekleidung unterwegs. Sie werden doch nicht etwa? Drei Tage später, am Morgen unserer Abreise ist noch einmal alles weiß. Zehn Zentimeter Neuschnee hat es in der Nacht gegeben. Aber die Straßen sind fast schneefrei und wir haben keine Probleme zu unserer nächsten Station, 450 km nördlich, zu kommen.

Hornborgasjön – der Hornborgasee

Wie es der uns wohlgesonnene Zufall so will, befindet sich unsere erste Unterkunft in Schweden nur wenige Minuten vom Hornborgasjön entfernt. Er hat eine Ausdehnung von ca. 2×10 km. Damit ist er unter den vielen Seen Schwedens eher eine kleine Nummer. Aber es ist der Wasservogelsee. Das war war nicht immer so. Von 1800 bis 1930 wurde der Wasserspiegel mehrfach abgesenkt um Ackerland zu gewinnen. Zuletzt blieben nur noch ein paar Tümpel und Kanäle übrig. Seit 1988 wurde auf Reichtstagsbeschluss der ursprüngliche Zustand wieder hergestellt.

Um den See herum befinden sich mehrere Bebobachtungstürme und -hütten. Die Hauptstation ist das Naturum Hornborgasjön. Umittelbar daneben befindet sich das Cafe zum Haubentaucher und ein Wohnmobilstellplatz. Die Wege zu den Stationen sind manchmal rollstuhlgerecht , führen dann auch wieder kilometerweit über eine überschwemmte Wiese. Zu jeden Beobachtungspunkt gehört ein Parkmöglichkeit mit einem vorbereiteten Grillplatz.

Die öffentlichen zugänglichen Wanderwege führen oft über Viehweiden. Dass Menschen hier rein- und rauskommen, die Rinder aber nicht wird mit drei verschiedenen Konstruktionen ermöglicht:

  • ein kleines Tor, das schräg hängt und von selbst wieder in Richtung Ausgang zufällt
  • ein enger, V-förmiger Durchgang der für einen Erwachsenen eben noch passierbar ist
  • ein Lattenrost als Übergang

Vermutlich auch auf Grund seiner geringen Tiefe von nur 1 – 2 Meter ist der See Brut- und Rastplatz für unzählige Wasservögel. Nicht alle Fotos sind am Hornborgasjön entstanden. Einige Aufnahmen stammen von den beiden großen Nachbarn Vättern und Vänern. Aber alle diese Vögel und noch viel mehr kommen am Hornborgasjön vor.

Ein besonderes Schauspiel ist die Rast der nach Norden ziehenden Kraniche im April jeden Jahres. Und genau diesen Zeitpunkt haben wir im April 2021 zufällig getroffen. Auch auf dem Rückzug im Herbst kommen die Kraniche wieder hier vorbei. Diese Rast gestaltet sich aber nicht ganz so spektakulär wie im Frühjahr. Die Anzahl wird täglich ermittelt und bekannt gegeben.

Ostern im Norden

Lidaberg 1 in Axvall, Distrikt norra Lundby in Schweden – das ist die korrekte Adresse unserer Unterkunft für die ersten zwei/drei Aprilwochen.

Hier wohnt Birgit -unsere Gastgeberin, ehemals Norwegen, jetzt Schweden . Weiterhin Anders, ehemals Dänemark, jetzt meistens hier und Mariano aus Argentinien wwoofer oder workawayer wir wir.

Falunrote Häuser – schwedischer geht es kaum. Wir helfen wie gehabt in Haus und Garten.

Karfreitag 2021 – Der Hornborgasjön, ein weithin bekanntes Wasservogelparadies. Am Karfreitag havben sich hier gefühlt die Hälfte aller skandinavischen Lachmöwen und alle Schweden des näheren Umlandes eingefunden. Tagesparkplatz und Wohnmobilstellplatz sind gut besucht. Die Gäste eilen mit riesigen grauen Teleobjektiven zu den Beobachtungshütten. Ich bin neidisch. Aber den Wert eines Kleinwagens dafür zu investieren ist mir doch zu viel.

06.04.2021, der Dienstag nach Ostern

Wir fahren an die Südspitze des Hornborgasjön. Der dortige Aussichtsturm, weithin sichtbar lädt uns zu einem Blick über die Landschaft ein. Nach einer kurzen Waldwanderung ist uns klar, dass es nur ein rein technischer Funkturm ist. Nix mit schöner Aussicht. Aber eine angenehme Waldwanderung war es allemal.

Auf dem Rückweg wir an die Südspitze des Sees, wo gelegentlich Kraniche zu sehen geben soll. Als wir um die letzte Kurve biegen, verschlägt es uns den Atem. Tausende, jawohl tausende Kraniche, liebe Angler und Jäger, stehen auf den Wiesen und fressen und trompeten nach Kranichart. Sehen sie selbst – es sind ein paar Bilder mehr geworden, aber ich musste immer wieder auf den Auslöser drücken.

07.04.2021

Wir wandern wenige hundert Meter in das nächste Dorf Varnhem. Die eindrucksvolle Kirche steht auf einem alten Klostergelände. Früher und jetzt Station eines Pilgerweges. Nebenan gibt es eine sehr gut gemachte Ausstellung zum Leben hier während der Wikingerzeit vor ca. 1000 Jahren. Das Klostercafe nebenan hat auch noch geöffnet.

Seit einer Woche sind wir jetzt im schwedischen Vorfrühling. Am Morgen haben wir oft noch ein paar Grad minus. Gegen Mittag steigen die Temperaturen auch schon mal auf über zehn Grad. Krokus und Schneeglöckchen blühen allerorten. Ach was, Schneeglocken! Groß wie anderswo die Narzissen, fast. Die Drohne darf auch wieder einmal raus. Die Bilder bekommt auch unsere Gastgeberin Birgit, um sie für ihre Profilseite zu verwenden.

Nach Norden

Falls jemand eine alberne SMS bekommen hat – Kalenderdatum beachten! (Noch) keine Elche weit und breit.

31.03.2021 Mittwoch vor Ostern

Es gibt ein Land, da reicht nur ein Wort.
Pippi Langstrumpf, Nils Holgersson, ABBA, Ikea, Volvo, Stahl, Gardinen, Michel aus Lönneberga. Das waren jetzt viele Worte, aber jedes davon eindeutig.

Die Fährverbindungen von Rostock sind uns aus dem Geographieunterricht der 1980er Jahre wohlbekannt. Aber einfach mitfahren ging nicht. Wenn seinerzeit doch jemand von Südschweden erzählt hat, hatte er es meist bis auf den Dars oder die Insel Rügen geschafft. Jetzt ist es zwar ganz einfach auf die Fähre zu gelangen, aber zur Zeit kommt man in Trelleborg nur mit einem kleinen Zettelchen wieder runter. Diesen konnten wir am Morgen erfolgreich in der Apotheke am Warnowpark erstehen.

Rein in die „Peter Pan“ ging ganz einfach. Anja, Mario, Auto und Buchungsbestätigung. Alles total kontaktlos. Bei der Einreise in Trelleborg wurde dann aber schon jeder Besucher einzeln abgefertigt. Aber wir waren gut vorbereitet.

Am Abend bekamen wir dann auch noch eine weitere Zusage für „work and travel“. Zu unseren zwei bereits bestätigten Hosts für April haben wir jetzt noch einen für Mai in der Gegend von Luleå. Polarkreis – wir kommen! Aber erst einmal helfen wir Birgit aus Axvall in Haus und Garten.

Falls jemand eine alberne SMS bekommen hat – Kalenderdatum beachten! Keine Elche weit und breit.