Zuckerrohr, Zigarren, Rum und eine ganze Menge Sozialismus – zwei Wochen auf die „Da-wollten-wir schon-immer-mal-hin“ Insel
Was bisher geschah:
- Idee gehabt
- Flug von Dresden nach Holguin gebucht
- Unterkunft in Holguin nach der Ankunft für die ersten drei Tage gebucht
- US-Dollar besorgt
- Reiseführer gekauft und etwas im Internet herumgelesen
Schon zu Fidels Lebzeiten war der Gedanke da nach Kuba zu reisen. Ende Februar 2023 war es dann soweit – wir wollen uns wieder einmal im Winter ein paar Tage Sommer erkaufen. Ein paar erste milde Tage im Februar lassen die Vorfreude ein klein wenig sinken. Was wollen wir jetzt wo der Frühling hier beginnt in den Süden reisen? Doch dann wird es wieder ungemütlicher und kälter, es fällt etwas Schnee. Da fliegt man doch gleich doppelt so gerne in den Süden. Die dicken Jacken bleiben im Auto. Wir wollen in Kuba ohne Mietwagen, nur mit öffentlichen Verkehrsmittel reisen und werden unser gesamtes Gepäck auf dem Buckel tragen müssen.
Über Frankfurt geht es nach Holguin. Eine mir bis dahin dem Namen nach unbekannte Stadt. Von Havanna oder Varadero haben die meisten schon einmal gehört. Das ist aber im Norden der Insel, wir werden den Südosten bereisen. Nach der Landung in Holguin gibt es noch die Durchsage, das man sich bitte zu Fuß zur Abfertigungshalle bemühen möchte. „Einen Bus gibt es hier nicht“, den brauchen wir für die 200 Meter auch nicht. Bei der Einreisekontrolle können wir alle erforderlichen Dokumente vorweisen. Neben dem Reisepass benötigt man ein kleines Visum-Kärtchen. Das wussten wir vorher und haben es am Stand von Condor für ein paar Euro erworben. Ein weiter Beleg ist ein A4-Zettel vom kubanischen Transportministerium, den man ebenfalls vorher online ausfüllen und ausdrucken kann. Am Eingang des Flughafengebäudes werden Ankömmlinge von zwei Kameras gescannt. Auf der einen werden die Gesichter erfasst und auf der anderen die Temperaturen auf den Gesichtern. 2023 immer noch ein wenig Covid-19.
Am Ausgang wartet zwischen den Taxifahrern auch unser Gastgeber Jorge. Erstes Transportmittel hier ist ein Moskwitsch 2140. Es ist Sommer und wir fahren über eine kubanische Landstraße.
Unsere erste Unterkunft ist ein „Casa particukar“. Die typische Herberge für den unabhängigen Urlaub. Ein Pensionszimmer in der Stadt mit Dachterrasse.
Hin und weg
Wir wollen keine 14 Tage in Holguin bleiben und machen uns auf die Suche nach einem Transportmittel. In Kuba gibt es ein überschaubares Eisenbahnnetz an das auch Holguin mit einem Bahnhof angeschlossen ist. Am vermeintlichen Fahrkartenschalter stehen auch viele Menschen. Aber einen Fahrplan gibt es nicht und Holguin liegt auch nicht direkt an der Hauptstrecke. Dort soll aller 3-4 Tage ein Zug durchkommen. Ebenso wenig erschließt sich uns der Vorgang des Fahrkartenkaufes. Mangels Sprachkenntnissen entfällt die persönliche Beratung vor Ort. Zugfahrt abgebrochen, auf zum Busbahnhof. Im Stadtzentrum fahren größere Busse ab und auf den Bänken in der Nähe sitzen einige Kubaner die anderen Kubanern Zettel ausstellen. Das hat wohl was mit den abfahrenden Bussen zu tun, ab er auch hier kommen wir einem Fahrschein nicht näher.
In der Innenstadt finden wir ein Tourismusbüro. Die beste Möglichkeit als Tourist über Land zu kommen sind Busse der Linie Viazul. Große Busse, die auch unser gedruckter Reiseführer kennt. Meistens sogar pünktlich. Fahrscheine gibt es an der Busstation. Die liegt im Stadtteil „Ciudad Jardín“ – Taxifahrer wissen schon wo das ist. Wir besteigen dieses mal ein Fahrradtaxi und lassen uns zum Busbüro am Stadtrand fahren. Es ist aber das ehemalige Busbüro. Fahrkarten gibt es hier nicht. Dazu müssen wir weitere 2km stadtauswärts. Das schaffen wir locker zu Fuß. Schließlich haben wir unseren Fahrschein für den nächsten Tag nach Santiago de Cuba. Zahlbar mit Karte. Einen Fahrschein aus Papier haben wir aber nicht. Wir werden gebeten die Buchung vom PC-Monitor abzufotografieren – das ist unser Fahrschein.
Die unkomplizierte Art mal schnell über Land zu kommen ist das Taxi collectivo. Meist sind es alte Ami-Schlitten, die wenn vollbesetzt für den kleinen Peso über Land fahren. Für 200 Peso (ca. 1,50 Euro) kommen wir z. Bsp. die 35 km nach Gibara.
Für Dollar- oder Euro-Touristen gibt es auch exklusive Taxis. Hier haben wir für eine vergleichbare Strecke 50.000 Peso / 40 Euro bezahlt.
Das liebe Geld
In Kuba gibt es den kubanischen Peso. Früher gab auch den Peso convertible, sozusagen das kubanische Westgeld, Der aber wurde 2020 abgeschafft. Zweit- oder Erstwährung für Touristen ist jetzt der Euro. Im Februar 2023 bekommt man für einen Euro 150 Peso. Beim Straßenhändler des Vertrauens etwas mehr, in der Bank etwas weniger. Wir haben mal so und mal so getauscht. Dann kann man Dinge kaufen, die ein Kubaner so braucht. Lebensmittel in Bars und auf dem Markt oder Transport über kürzere Strecken auf Fahrrad- Pferde- oder Sammeltaxis. Manche Dinge die ein reisender Rucksacktourist so braucht kann man damit nicht kaufen. Die von uns bevorzugte Unterkunft „Casa particular“ akzeptiert nur Euro oder US- oder kanadische Dollar. Nun war der Preis für unsere ersten drei Nächte in Kuba mit 80 Euro noch recht übersichtlich. Aber mit drei mal Frühstück und Abendessen und mehreren kühlen Getränken aus dem Zimmerkühlschrank wurden daraus auf der Endabrechnung etwas über 250 Euro. Noch 200 Euro beim Händler des Vertrauens in Peso gewechselt und schon war die Urlaubskasse nach 3 Tagen bedenklich geschrumpft. Rein mathematisch wären bei diesem Lebensstil unsere Bargeldreserven nach weiteren 4-5 Tagen aufgebraucht . Wir haben zwar unsere Kreditkarten aber mit plastic money bekommt man nur an einigen ausgewählten Bankschaltern Peso. Und mit Peso wiederum bekommt man kein Casa particular. Also decken wir uns am Wechselschalter im großen Hotel in Santiago de Cuba mit Peso ein (zum schlechten Kurs). Die verbliebenen Euro und Dollar müssen wir sehr sparsam einsetzen, was uns im Endeffekt auch gelingt. Für 4 Tage buchen wir uns ein einer all-inclusive Touristenanlage am Strand ein. Vorteil hier: wir können mit Karte zahlen.
Die Erkenntnis dieser Reise: Kuba ist nicht Schweden. Ist in Skandinavien das Bargeld praktisch abgeschafft und Karten- oder App-Zahlung ist bis in den letzten Scheunenflohmarkt möglich, ist in Kuba ein dickes Bündel Euro-Scheine die beste Urlaubskasse. Dollar tun es auch. Der Vorteil ist, dass es vom US-Dollar auch Ein- und Zwei-Dollarnoten gibt. Praktisch für kleinere Zahlungen. Münzen nützen hier nichts.
Fahrt von Holguin an die Küste nach Gibara
Gefiederte Welt
Bei unseren Wanderungen schleppe ich immer die große Spiegelreflexkamera und das nicht ganz so große Teleobjektiv mit. Einige Aufnahmen entstehen auf denen man sogar die Vogelart erkennen kann.
An der Laguna de Baconao zwischen Santiago den Cuba und Guantanamo
Laguna Baconao
Vor den Toren unserer Unterkunft für 4 Tage entdecken wir einen Bahamaspecht, der uns auf fototaugliche Entfernung herankommen lässt.
Presa de Guisa
Von Bayamo aus wollen wir wenigstens noch eine Sehenswürdigkeit im näheren Umland erkunden. Das Revolutionsmuseum “ Comandancia General de La Plata“ würden wir gerne besuchen. Ca. 64 km entfernt, in den Bergen sollte es doch machbar sein. Aber eine regelmäßige Buslinie gibt es nicht. Auch ein Sammeltaxi dorthin können wir nicht ausfindig machen. Das schwierigste Stück bei den Ausflügen in die kubanischen Berge sind die letzten 10 km. Unbefestigte Wege, laut. Reiseführer nur mit geländetauglichen Fahrzeugen zu bewältigen. So suchen wir uns einen Stausee in der Nähe, der auf Naturerlebnisse hoffen lässt. Der Presa de Guisa liegt nur 24 km entfernt. Die Transportfrage klären wir am Vorabend beim beim Essen in einer Gaststätte. Ein anderer anwesender Gast könnte einen Fahrer mit Auto organisieren. Das erste Angebot liegt aber weit über unseren preislichen Vorstellungen und wir lehnen dankend ab. Doch dann gibt es noch ein zweites Angebot, das uns zusagt. die Fahrt am nächsten Tag führt ein Stück über Land und nach dem Ort Guisa noch 3 km über einen ausgefahrenen Weg, den der Reiseführer sicher mit 4×4 only bezeichnen würde. Wir sollen ausreichend Zeit nehmen, was wir auch tun und es entstehen einige nette Aufnahmen.
Auf dem Rückweg halten wir noch einmal außerhalb von Bayamo an gleichnamigen Fluss, der hier so aussieht wie man sich einen Tropenfluss eben vorstellt.
Autos in Kuba
Kein Reiseführer, keine Bilder aus Havanna ohne die 50er Jahre US-Autos. Sind das nur noch Fotomotive für fotografierende Touristen oder? Auch noch im Jahr 2023 stemmen diese Gefährte einen Großteil des Personen- und Gütertransports in Kuba.
Der Zustand der Fahrzeuge reicht von heruntergeritten bis top gepflegt. Schon an der Außenlackierung sind die Unterschiede groß. Der eine Pontiac sieht aus wie mit Wasserfarbe aus dem Schulmalkasten angepinselt und anderswo blinkt hochglänzender Metalliclack. Der Innenraum in unserem Taxi collectivo war bis auf die Sitze komplett ausgeräumt. Wer braucht schon Türverkleidungen? Hutablage muss allerdings sein, die Samba-Lautsprecher müssen ja irgendwo befestigt werden.