Ich glaub es geht schon wieder los … ins südliche Afrika. Dieses Mal nur Mosambik und direkt nach Maputo.
Die bürokratischen Hürden für das Mosambik-Visum wurden im zweiten Anlauf genommen.
Man braucht seit 2014 entweder eine detaillierte Einladung oder eine verbindliche Bestätigung der Unterkunft in Mosambik. Einladung habe ich nicht – es soll ja ein Überraschungsbesuch werden. Also Unterkunft buchen. E-Mail hin, E-Mail her. Mit der Bestätigung von Fatimas Backpacker habe ich dann auch den begehrten Aufkleber im Pass erhalten. Praktische Beigabe ist die kostenlose Abholung vom Flughafen. Dumm in Afrika herumgestanden haben wir schon zur Genüge. Fußweg wäre auch machbar, aber eine Stunde bei 30°C mit 33 kg Gepäck?
03.03.2017 Dresden -> Frankfurt -> Addis Abeba -> Maputo
04.03.2017 Bole International
Ankunft aus Frankfurt war 6:30 Uhr, der Weiterflug 8:40 Uhr. Also ein wenig in der Abflugwartehalle hingesetzt, eingenickt, aufgewacht, auf die Anzeige geschaut, ist noch Zeit, wieder eingenickt, wieder aufgewacht, oh nur noch ein paar Minuten. Am Gate nach Maputo war schon keiner mehr und nebenan wurde schon fleißig der nächste Flug abgefertigt. Mal ganz nach vorn gegangen und blöd geschaut. Dann kam noch ein Mann hinzu und fragte: „Maputo?“, ich: „ja – si – yes !“ Irgendwann hat dann jemand unser Problem erkannt und wir durften mittlerweile zu dritt mit dem wirklich allerletzten Bus zur Gangway fahren – boarding complete.
In Maputo musste bei der Einreise noch ein Zählzettel ausgefüllt werden. Damit ging es frohen Mutes zur Passkontrolle. Doch vorher gab es noch eine weitere Überprüfung. Saude – Gesundheitsministerium. Gelbfieberimpfung? Woher kommen sie denn? Aus Deutschland, kein Gelbfieberland. Und zwischendurch? Ein ganz klein wenig Äthiopien, 2 Stunden auf dem Flughafen. Zählt doch gar nicht? Zählt doch! Ich habe doch einen Impfausweis mit Gelbfieberimpfung, zu Hause im Schubkasten. Mittlerweile hatte sich noch eine junge deutsche Frau mit dem gleichen Problem hinzugesellt. Die Preisliste lag auch schon auf dem Tisch. Gelbfieberimpfung an der Grenze kostet 50 Dollar bzw. 40 Euro. Ich hatte die Scheine schon in der Hand, sie aber nur eine 100-Dollarnote. Ob das das Problem war, oder vielleicht kein Arzt da? Am Ende wurden wir ohne Impfung und ohne etwas bezahlen zu müssen durchgeschickt.
Dann sollte der Moment kommen, wo man im Flughafen erwartet wird. Idealerweise steht da jemand mit einem Schild in der Hand, darauf Name. Da standen schon Leute mit und ohne Schild, einige sogar mit chinesischen Schriftzeichen. Nur meinen Namen konnte ich nirgendwo entdecken. Allerlei Typen wollten mir ihre Dienste anbieten oder einfach ein paar Münzen fürs Bequatschen haben. Am Ende bin ich dann in einen vertrauenswürdigen Transporter eingestiegen. Der Fahrer hatte wohl auf einen Hotelgast gewartet, der aber nicht gekommen war. Bei Fatimas Place angekommen hatte er sich 10 Euro für den Transport erbeten. Hat sich was mit „free pickup“. Ich habe es ihm gegeben. Hatte er auch mal einen Glückstag, und mit der ersparten Gelbfieberimpfung habe ich immer noch einen guten Schnitt gemacht. Mischkalkulation!
Beide Koffer waren wohlbehalten am Zielflughafen angekommen. Aber … das Ladegerät fürs Handy war zwischen den Klamotten nirgends aufzufinden. Nicht dass ich ständig erreichbar sein muss. Doch ein, zwei Geocaches wollte ich schon finden und die Navifunktion könnte für das Erreichen von Antonios Hütte wichtig sein. Sieht doch dort auf 200 km eine Palme aus wie die andere. Wenn ich mich recht erinnere, gab es auf den Märkten immer jede Menge Händler mit ganzen Bündeln von Netzteilen im Angebot. Sicher werde ich etwas Passendes für ein Allerweltsnokia finden.
Gecampt wird mangels Platz im Fatimas Stadtgrundstück auf dem Kunstrasen einer Dachterasse. Wie bekommt man Zeltheringe in eine Betonterasse? Gar nicht! Zum Glück gibt es reichlich Stangen zum Verspannen an den Seiten. Irgendwie wird sogar etwas Zeltähnliches daraus.
05.03.2017 Ladekabel für altes Nokia organisieren
Zu Fuß geht es am Morgen zum ersten Ausflug. Ohne konkretes Ziel, außer erwähntes Ladekabel geht es die Mao-Tse-Tung-Straße runter. Eigentlich drückt mich nichts außer die gefühlten 110% Luftfeuchte bei wenig Schatten und Luftbewegung.
An der Flussmündung angekommen sehe ich im Hintergrunde riesige Pfeiler, z. T. noch im Bau. Hier ensteht eine gigantische Brücke über die Maputo Bay zum gegenüberliegenden Ort Catembe. Bisher verkehrt nur eine kleine Fähre und auf dem Landweg beträgt die zu fahrende Strecke 130 km.
Von wem wird es gebaut? Von denen, die auch schon die EN1 und den Flughafen Vilanculos und und und gebaut haben. Eine Nation erobert Afrika.
Nach 3-4 Stunden herum Irren habe ich in einem asiatisch geführten Markt zwei Päckchen Kekse erworben. Meine erste feste Nahrung in Mosambik. Eine große und eine kleine Flasche Wasser machen sich bei diesen Temperaturen auch ganz gut. Dann weiter, langsam wieder in Richtung Unterkunft. Das gesuchte Ladekabel habe ich noch nicht. Kurz vor Erreichen des Zieles sehe ich genau das was ich mir vorgestellt habe. Einer der hier häufigen Straßenhändler hat auf einer ca. 1m² großen Pappe sein Sortiment ausgebreitet. Und darunter befinden sich etliche Steckernetzteile. Auf einem steht sogar NOKIA drauf. Er ist zwar der berechtigten Meinung, dass das N73 schon lange nicht mehr aktuell ist. Doch als sogar der Stecker passt ist der Kauf beschlossene Sache. Nur noch schnell den Preis erfragt. Einhundert Meticais will er haben. Das sind umgerechnet ca. 1,30 €. Die hat er natürlich sofort von mir bekommen. Habe ich jetzt das soziale Gefälle ausgenutzt, weil ich so wenig bezahlt habe? Oder habe ich die örtlichen Preise nach oben hin versaut, weil ich nicht nochmal herunter gehandelt habe? Fragen über Fragen. Die Antwort werden wir wohl nie erfahren. Das wichtigste aber: Netzteil angesteckt und das Handy macht „piep“ – große Freude, der Urlaub kann weitergehen.
6.3.2017 Maputo => Zavala (Quissico)
Am Montagmorgen soll es weitergehen zu Freund Antonio und Familie, der ca. 350 km noröstlich von Maputo den Jahresurlaub in seinen Heimatdorf verbringt. Es fährt täglich ein Shuttle von meiner aktuellen Unterkunft in diese Richtung. Abfahrt morgens 5:00 Uhr. Im Backpacker ist auch ein in Mosambik lebender Engländer, der mir anbietet mich zu gleichen Preis in diese Richtung mitzunehmen. Ein Vorteil wäre Abfahrt 7:00 Uhr. Zum Anderen würde er mich an der nun GPS punktgenau ermittelten Haltestelle absetzen. Also geht es los.
Dritter im Bunde ist ein in Südafrika lebender Österreicher. Zwischenstop ist in Xai Xai. Der eher chinesische aussehende Ortsname wird portugiesisch „Schai-Schai“ ausgesprochen. Ganz unafrikanisch gibt es hier nach 215 km bei KFC einen Imbiss. Marc und Dominik fahren noch bis zu meinem übernächsten Ziel „Fatima’s Nest“, einer Unterkunft in Tofo Beach / Praia do Tofo weiter.
Zielsicher kann ich dank GPS-Daten und geladenem Handy die Bushaltestelle „Lambuene“ ansteuern lassen. Die kennt noch nicht mal Google wohl aber der mosambinische Busfahrer. Von hier führt einer der vielen Sandwege noch einmal 2,5 km bis zu Antonios Haus. Ich hatte geplant diese Strecke mit dem kleinen Rollenkoffer zu Fuß zu bewältigen. Den größeren hatte ich voller Geschenkklamotten zu späteren Abholung in Maputo im Backpacker zurückgelassen.
An der Haltestelle steht ein Mann der mir sehr bekannt vorkommt. Es ist Antonios Cousin Carlos, der ebenfalls hier im Dorf wohnt. Nach der herzlichen Begrüßung zückt er sein Handy und meldet Antonio meine Anwesenheit. Das wars dann mit Überraschungsbesuch. Marc fährt mich dann mit seinem Auto noch bis zu Antonios Haus. Ich hatte ihm versichert, dass wir den weg schon mehrmals mit „normally cars“ gefahren sind. Da kommt er mit seinem Subaru locker durch.
Ich verabschiede mich mit dem Worten hier richtig zu sein. Gerne können sie vom verrückten Deutschen erzählen, der sich irgendwo in Mosambik an einer leeren Hütte absetzen lässt. Denn zunächst bin ich der einzige hier. Eigentlich hatte ich erwartet meine mosambikanischen Freunde und ihre vier deutschen Besucher vorzufinden und zu überraschen. Aber die sind noch in Zavala einkaufen und begegnen mir wenig später. Auf Carlos‘ Pickup geht es dann noch einmal die letzten Meter durch den Busch.
7.3.2017
Angriff der Killerameisen
Mein Zelt habe ich nach einiger Überlegung südlich des Hauses aufgebaut. Der Schatten am Morgen soll dafür sorgen, dass mich die Hitze nicht all zu zeitig heraustreibt. Den Orangenbaum wir ebenfalls benötigt. Denn die in Maputo noch entbehrlichen Zeltheringe sind nicht aufgetaucht. Weiß der Teufel wo ich die habe liegenlassen. Ein paar kann ich mir von meinen Mitreisenden borgen, ein paar kann ich durch schnell zugeschnitzte Stöcke ersetzen und die die letzten zwei ersetzen Orangenbaum und Kochhütte.
Mit Torsten und Esmeralda hole ich von einem größeren, umgestürzten Baum Holz für das Kochfeuer.
Abends geht es mit den Hühnern zu Bett bzw. ins Zelt. Das Mückennetz wird zugezogen, denn hier besteht durchaus ein Malariarisiko. Mitten in der Nacht werde ich durch ein Kribbeln und anschließendes Brennen auf der Haut wach. Hat sich wohl doch irgendwie eine Ameise eingeschlichen. Wenn das blöde Brennen nachlässt, kann endlich weiterschlafen. Aber es kribbelt und brennt gleich darauf wieder. Sollte es mehr als eine Ameise ins Zelt geschafft haben? Die Taschenlampe zeigt das es auch mehr als drei sind. In der Mitte des Zeltbodens ist eine seltsame Stelle zu sehen, unter der sich etwas bewegt. Kurz darauf kommt ein winziger roter Kopf, gefolgt von der ganzen Ameise zum Vorschein. Dornen oder ähnliches liegen aber nicht darunter. Haben sich diese Bestien doch direkt durch den mehre Zentimeter Wasserstand abhaltenden Zeltboden gefressen. Ein Königreich für einen Streifen Panzerband. Der Versuch die schadhafte Stelle anderweitig abzudecken bringt keinen Erfolg. Einmal von außen den Zeltboden von unten angeleuchtet zeigt wie aussichtslos meine Bemühungen sind. Große afrikanische Ameisenkonferenz oder was. Also ziehe ich für den Rest der Nacht mit Isomatte und Schlafsack auf die Terasse des Hauses. das Zelt wird morgen im halbwegs ameisensichern Gebiet neu aufgebaut.
8.3.2017 Zavala / Quissico
Am Dienstagmorgen wandern wir gemeinsam zur Hütte von Antonios Schwiegermutter und weiter zum Salzsee. Dabei ist der Lago Qiussico bei weitem nicht so salzig wie das Meer dahinter. Als nahrhaften Imbiss gibt es unterwegs Maniok. Das Wurzelgemüse kann man wie eine Kartoffel als Beilage kochen oder roh geschält sofort essen.
Vom Hügel erscheint der dem Ozean vorgelagerte See schon in Reichweite. Vielleicht noch 5 – 10 Minuten denkt man. Aber wir sind nicht zum ersten Mal hier und wissen, dass es noch fast eine Stunde zu Fuß ist.
Das Ufer im Lago Quisicco fällt sehr flach ab und die Wellen sind unerheblich. Dazu noch die Wassertemparatur – fertig ist eine wunderbare Badewanne.
Der Sand ist auf dem Rückweg bereits so aufgeheizt, dass barfuß gehen zur Qual wird. Wohl dem, der mit irgendwelchen Latschen unterwegs ist.
Wir stapfen durch ein sumpfiges Gebiet. Der Schlamm ist stellenweise zu einer Art Hochbeeten aufgeworfen, auf denen jemand allerlei Gemüse anbaut. Bei diesem Klimaverhältnissen kann bestimmt dreimal pro Woche geerntet werden. Nur wenige Minuten später beginnt eine kleine Regenzeit. Von Dezember bis April gibt es täglich oder auch nächtlich einen kurzen Guss.
Zu Rast auf dem Rückweg gibt es Kokosnüsse, Erdnüsse und gekochten Fisch. Den Jungs, die im See fischen haben wir ihren Fang abgekauft. Bei der Gelegenheit wird beschlossen Omas defekte Zisterne zu ersetzten. Sie (die Oma) ist nicht mehr so gut zu Fuß und ihre Zisterne war wohl handwerklich schlecht ausgeführt. Der kleine, eiförmige Regenwasserbehälter ist gebrochen und allerlei Unrat liegt darin. Der Inhalt sieht wenig appetitlich aus. Wenn jeder von uns 10 € gibt kann der alten Frau eine große Mühe abgenommen werden.
9.3.2017 Zavala / Quissico
Die zweite, fast schon obligatorische Wanderung führt uns in den nächsten größeren Ort nach Quissico. Auf halber Strecke machen wir im Schatten eines Baumes Rast. Zwei Wasserflaschen habe ich im Gepäck. Deckel auf und Gluck-gluck-gluck … und ein Schrei. TOTONTO! Eine Flasche enthält den lokalen selbstgebrannten Obstler. In Plasteflaschen abgefüllt vom Wasser nicht zu unterscheiden. Da die Flasche nun einmal offen ist, gibt es einen Kurzen und hinterher natürlich auch noch Trinkwasser.
10.3.2017 Zavala / Quissico
11.3.2017 Zavala / Quissico
12.3.2017 Zavala / Quissico
Fußballspiel
13.3.2017 Zavala / Quissico -> Praia do Tofo
14.3.2017 Praia do Tofo
15.3.2017 Praia do Tofo
16.3.2017 Praia do Tofo -> Maputo
17.3.2017 Maputo -> Addis Abeba -> Frankfurt -> Dresden
Das Abheben der Maschine in Maputo hier noch als Video. Teile der Stadt und die Mäander des rio Incomáti sind gut zu erkennen.
Auf dem Rückflug von Maputo kann ich noch einmal Afrika aus der Luft erleben. Ein besonders markante Küsten-Insel-Formation wird fotografiert und kann zu Hause als ein Teil des Malawisees mit den Inseln Likoma und Chizumulu bestimmt werden.
Sonst noch was?
Ja. Manches kann man nicht mit Worten, Bildern und Filmen wiedergeben. Das Gefühl, dass das verrückte, bunte Straßenleben hinterlässt. Der lästige Sand überall, der nach der Rückkehr durch eine nicht angenehmere Kälter esetzt wird. Von 30 Grad zu 5 Grad. Die Fahrt in einem vollbesetzten Chapa (Kleinbus), 20 Personen auf 10m². Die freundlichen Menschen. Ein Lachen und der Gruß mit beiden Daumen nach oben erzeugt das Gleiche beim Anderen.
Autos: gefühlt 90% Toyota, der Rest ein wenig Hyundai und Isuzu, von den anderen Marken schafft keine die 5%-Hürde.