mit dem Golf zu den Klöstern des Nordens
und bis zum schwarzem Meer
Wir fahren nach Rumänien.
Meine letzten Eindrücke von diesem Land sind von 1986. Was ich während der Zugfahrt von Dresden nach Sofia sah, war allerdings nicht so berauschend, dass ich seitdem nochmal hingefahren wäre. Aber Dagmar sagt Rumänien muß sein, und sie muß es ja wissen, da sie seit 1989 fast jedes Jahr dort war.
Sonnabend, 13.05.2000
Wir fahren früh um sieben in Plauen los und kommen gegen 20 Uhr auf dem Campingplatz im westungarischen Püspökladány an. Dieser liegt am Ortsrand zwischen dem Freibad und einem Schilfteich. Gegen Abend versuchen wir mit unserem null-ungarisch eine Gaststätte ausfindig zu machen was aber scheitert.
Beobachtungsliste vom Abend des 13.05.2000: Drosselrohrsänger,Stieglitz, Nachtigall, Kuckuck, Grünfink, Buchfink, Pirol, Feldsperling, Rauchschwalbe, Türkentaube, Haussperling, Fitis, Zwergdommel.
Die erste Etappe Plauen Ungarn Am See von Firiza
Sonntag, 14.05.2000
Jetzt wird es ernst. Wir fahren in Richtung Grenzübergang Vámospércs und kommen kurz hinter Debrecen in eine Polizeikontrolle. Der freundliche Ungar schaut sich die Papiere an, aha – Tourist, Romania, alles klar, gute Weiterfahrt. Dann die Grenze – eine kleine Station im Wald, Zöllnerhäuschen, Schlagbaum. Reisepässe raus und schon das erste Problem. Dieser Grenzübergang nix für Touristen. Aber letztens (vor 2-3 Jahren) ging es doch noch rüber? Naja, dann eben zurück und zum nächsten Übergang. Nach ca. 80 km die nigelnageleue Station von Csenger. Wir müssen warten,warten, warten, dann zum Kassenhäuschen Visagebühr löhnen (wurde danach abgeschafft). Wir sind fast durch, nur noch zum Zoll und der entdeckt plötzlich einen großen schwarzen Hund im Kofferraum. Das ist unser Toby, der war schon oft in Rumänien und hat zwei Impfausweise mit jeder Menge Stempeln. Aber das scheint nicht zu genügen. Der Zöllner erzählt etwas vom Hundedoktor der nicht da ist. Also warten wir bis er kommt. Aber er kommt nicht und irgendwann verliert er die Geduld und läßt uns mit Worten wie „dann ist das Problem von Hundedoktor“ weiterziehen. Wir verlassen das Gelände des Grenzüberganges und schon springen uns zwei ca 10-jährige Jungs auf die Motorhaube. Mit nach oben gekehrten bzw. an die Scheiben gepreßten Handflächen versuchen sie etwas zu erbetteln. Dem Fahrer, der ich bin, fährt erst mal der Schreck in die Glieder. Aber Dagmar sagt: langsam weiterfahren, wir geben nichts. Weiter Richtung Satu Mare. Kurz davor geht es los. Wer bisher glaubte Schlaglöcher zu kennen war noch nicht in Rumänien. Aus der Vorderachse unseres III-er Golfes knallt es bei jedem Schlagloch, dass ich schon den ganzen Urlaub in Frage stelle. Also Anhalten ,Gucken, Wackeln, nichts Verdächtiges. Weiterfahren – Tack-Tack-Tack. Wir müssen zu einer Werkstatt! Ohne ein Wort Rumänisch fragen wir uns durch indem wir mit „Problem Teleskop“ den Fehler beschreiben. So schickt man uns zunächst in ein Autoteilegeschäft, was aber nicht Das ist was wir wollten. Wir finden dann am Zentralmarkt eine recht abenteuerlich aussehende Hinterhofwerkstatt mit einer funktionierenden Hebebühne. Rein-Rauf- ??? – ein-zwei Schrauben könnten etwas fester sein – schon erledigt -runter-raus! Zur Sicherheit zeigen wir auf das Auto, dann Richtung Süden und sagen Constanta – der Meister nickt, kein Problem. Ein paar Lei und tschüs. Über Baia Mare geht es in die Berge nach Firiza. Am Ufer des Sees liegt eine Ausflugsgaststätte mit Wiese. Wir erkundigen uns ob man zelten kann indem wir fragen: „Camping?“ (Das Fragezeichen ist deutlich mitzusprechen). Ja Camping ist möglich. Wir bauen das Zelt auf, essen zu Abend. Aha, das Bier hier heißt Bergenbier oder Hopfenkönig. Zu empfehlen ist auch das Schwarzbier „Ciuc“. Wir gehen noch ein Stück durch das Dorf am Firiza-See entlang. Endlich etwas Ruhe und Natur. Erst im Nachhinein wurde wir bewußt, dass ganz in der Nähe im Febrar 2000 der Damm einer Goldfabrikskläranlage gebrochen war und zyanidhaltige Giftschlämme in die Theiß gelangt sind.
Beobachtungsliste vom Abend des 14.05.2000: Gebirgsstelze, Bachstelze, Amsel, Singdrossel, Zilpzalp, Buchfink.
Der fröhliche Friedhof Holzkirche in einem Museumsdorf
Montag, 15.05.2000
Von Firiza/Baia Mare geht es über Sighetu Marmatiei nach Sapânta zum sogenannten „Fröhlichen Friedhof“. Nördlich unserer Fahrtroute liegt in Sichtweite bereits ukrainisches Gebiet. Die Qualität der Landstraße auf der wir fahren wechselt zwischen niegelnagelneu und breitem Feldweg. Im Verlauf unserer Reise lernten wir sehr gut zwischen“dicker roter“, „dicker gelber“ und „dünner Straße“ (entsprechend der Darstellung auf derLandkarte) zu unterscheiden. Vorfahrt haben aber in jedem Fall aber die Kühe während der täglichen Aus- und Eintriebszeiten. In Sapânta stellen wir das Auto am „fröhlichen Friedhof“ ab. Der Name erklärt sich wie folgt:
Vor einigen Jahren begann ein Schnitzer und Maler aus dem Dorf die Grabkreuze auf eine ganz besondere Art zu verzieren. Statt sakraler Motive versah er sie mit einer typischen Darstellung aus dem Leben des Verstorbenen. So sind oft Personen Personen bei bäuerlicher Tätigkeit und Frauen am Spinnrad zu sehen. Das besondere ist aber, dass auch die kleinen und größeren Laster nicht verschwiegen werden. Wenn jemand öfters in der Kneipe als Zuhause war so wird auch das gebührend dargestellt. Der Friedhof ist mittlerweile weit über die Grenzen Rumäniens hinaus bekannt und in einem Kiosk kann man Postkarten und andere Andenken erwerben.
Da wir über Nacht im Ort bleiben wollen, machten wir uns zu Fuß auf die Suche nach einer Campingmöglichkeit die sich irgendwo am Ortsende befinden sollte. Immer die Dorfstraße hinauf in der Hoffnung wenn wir das sehen was wir suchen, werden wir es schon erkennen. Irgendwann als wir schon fast nicht mehr daran glaubten erreichen wir Ende der Straße ein Grundstück auf dem ein paar Schutzhütten darauf hinweisen, dass wir da sind. Wieder die obligatorische Frage „Camping?“ die bejaht wird. In der berechtigten Annahme, daß wir in der angeschlossenen Bar für etwas Umsatz sorgen wird für das Zelt keine Gebühr erhoben. Aber zuerst müssen wir wieder durch das gesamte Dorf zurück um das Auto zu holen. Unsere Unterkunft ist eines der letzten Häuser bevor es in die Berge geht. Eine Kulisse wie aus einer Hirtengeschichte. Weite Hänge auf denen am Horizont eine Schäfer seine Herde weidet.
Unsere Bleibe am Dorfende von Sapânta Typische Klosterkirche in Nordrumänien
16.05.2000
Am nächsten Tag fahren wir an der Nordgrenze Rumäniens entlang Richtung Osten. Laut Reiseführer soll es in Viseu des Sus eine Kleinbahn geben die jetzt kein Holz mehr aus den Bergen sondern Touristen in die Berge (Vasertal – Wassertal) befördert. Also suchen wir logischerweise den Bahnhof. Nach mehrmaligen ergebnislosen Ortsdurchfahrten entschließt sich Dagmar jemand zu fragen. Als Opfer werden in einer Seitenstraße zwei Frauen ausgemacht. Obwohl ich eigentlich dagegen bin und noch schnell aus dem Reiseführer das rumänische Wort für Bahnhof herraussuche stürmt Dagmar schon über die Straße. Mit Worten wie „Bahnhof – Tuff-Tuff – Vasertal“ und Gesten die die Gestänge einer Dampflok darstellen sollen, versucht sie unser gewünschtes Ziel darzustellen. Nach sehr kurzer Zeit sagt eine der zwei Frauen akzentfrei: „Sie können ruhig deutsch mit uns sprechen“. Nun – irgendwann finden wir auch den Bahnhof und bringen in Erfahrung, dass täglich früh ein Zug abfährt der dann abends zurückkommt. Für den heutigen Tag ist der Zug allerdings schon abgefahren. Also nichts. Wir fahren weiter nach Voronet, und mieten uns dort ein ein kleines Hotel ein.Am Abend gehen wir noch ein wenig durch den Ort um unter anderem Brot zu kaufen. Dabei lernt Dagmar ihr zweites rumänisches Wort nach über 10 Jahren Rumänienreisen – paine – wir wollten Brot kaufen (das erste ist meines Wissens ciorba). Brot wird in Rumänien oft aus kleinen Glaskabinen am Straßenrand verkauft, die das Ambiente eines Fahrkartenschalters haben.
17.05.2000
Heute geht es mit der Kultur richtig los. Wir fahren der Reihe nach die Klöster von Voronet, Moldovita, Suvevita und Manastirea Neamt an. Letzteres auf eine Empfehlung von mir, da unmittelbar an unserer Fahrtroute ein Symbol der auf der Autokarte auf ein größeres Kloster hinweist. Es war auch wirklich das größte derartige Objekt das wir besichtigten. Die (nord)rumänischen Klöster sind alle nach einem ähnlichen Schema gebaut. Das betrifft die sowohl Form der Gebäude und als auch die Thematik der Wandmalereien im Inneren der Kirche.Typisch sind die Gemälde auf den Aussenwänden. Der Hof um die Klosterkirche hat einen Durchmesser von bis zu 100m und wird von einer sehr wehrhaften Außenmauer umschlossen. Dem Hauptgebäude von Manastirea Neamt, welches aber schon ein Stück weiter südlich liegt, fehlen die Außenmalereien.Hier stellt das Kloster mit Nebengelassen einen wesentlichen Teil des Ortes dar. Beim Besuch eines der Klöster treffen wir auf dem Parkplatz einen Österreicher. Er beschäftigt sich beruflich mit sakraler Kunst. Während des Gespräches stellt sich heraus, dass es in Plauen eine gemeinsame Bekannte gibt. Er bittet mich noch bei seinem Ford Mondeo nach der Ursache eines ihn beunruhigenden Geräusches zu sehen. Irgendwo im Bereich der vorderen Bremse soll es quitschen. Da man nicht erkennen kann wieviel Bremsbelag noch vorhanden ist oder ob sich vielleicht ein Steinchen irgendwo festgesetzt hat, kann ich darüber auch nur theoretisieren. Von meinen halbwegs fachlich klingenenden Gefasel ist er aber insoweit beeindruckt, als dass er meint die Deutschen wüßten immer gut in technischen Sachen und insbesondere mit Autos Bescheid.
Im Kloster von Manastirea Neamt Bad Borseck
Das nächste Ziel ist Borsec /Bad Borseck. Die weitläufige parkähnlichen Anlage besteht aus kleineren und größeren Villen, einer Ladenstraße und einem Hotel. Das gesamte Ambiente erinnert an die böhmischen Bäder. Früher einmal ein Schicki-Micky Kurort machen die Gebäude aber teilweise einen recht verlassenen und heruntergekommenen Eindruck. Lediglich im Hotel ist etwas los. Wir ersuchen um Unterkunft und werden in eines der Gebäude eingewiesen. Abendessen gibt es wieder im Hotel. Bei der Weiterfahrt am nächsten Tag kommen wir durch Miercurea-Ciuc und kurz danach auf freier Strecke an einer Sandgrube vorbei. In der Annahme, dass es sich hier um ein typisches Bienfresserbiotop handelt, werden erst einmal ein paar Beobachtungen angestellt. Ich habe Glück und kann neben den ersten zwei Bienfressern meines Lebens noch Turteltauben, Rotrückenwürger, Stieglitze, Feldperlinge, Feldlerchen, Bachstelzen, Bluthänflingen sowie Gelbbauchunken und Eidechsen beobachten. Wir halten in Baile Tusnad / Bad Tusnad, gehen eine Runde durch den Wald und essen in einer Ferienanlage. Im Vergleich zu unserer Unterkunft vom Vortag macht dieses Objekt einen sehr gepflegten Eindruck und scheint regelmäßig für Kinderferienlager genutzt zu werden.
Beobachtungsliste Baile Tusnad, 18.05.02: Wasseramsel, Tannenmeise, Bachstelze, Buchfink, Mönchsgrasmücke
Bienenfressersandgrube Draculaschloß von außen
18.05.2000
Am Abend kommen wir in Brasov / Kronstadt an und fahren auf den großen Campinplatz an der Straße nach Sacele. Außer uns ist dort ein Gespann mit Ingolstädter Kennzeichen. Den Fahrer lernen wir beim Abendessen in der Campingplatzgaststätte kennen. Er ist ein Holländer, der in Bayern lebt. Während wir uns unterhalten laufen im rumänischen Fernsehen diverse Shows. En de Mol in aller Welt. Unweit von Brasov liegt die Burg Bran. Hier soll Bram Stoker zu seiner Draculageschichte inspiriert worden sein. Unmittelbar dabenen befindet sich ein Museumsdorf mit mehreren Holzhäusern. In Ständen am Parkplatz kann man alles mögliche kaufen, was irgendwie mit Dracula und Transsilvanien zu tun hat. Auch landwirtschaftliche Erzeugnisse sind im Angebot.
Draculaschloß von innen Auf dem Marktplatz in Brasov
Brasov ist eine Stadt die zumindest im Zentrum den Vergleich mit westeuropäischen Städten nicht zu scheuen braucht. Um den Marktplatz herum befinden fast ausnahmslos renovierte historische Gebäude mit Geschäften und Restaurants. Bei den jüngeren Leuten bestimmen Handys und Plateauschuhe das Straßenbild. Hier und da ist auch das Schild „Internetcafe“ zu sehen. Also gehen wir auch da mal rein, schicken Mails in die Heimat und ärgern uns über die Aktienkurse. Am Stadtrand entdecken wir einen Glaspalast vom Typ „VW-Autohaus“. Da unser Golf immer noch erschreckend laut die rumänischen Schlaglöcher quittiert, versuchen wir wieder einmal Abhilfe zu schaffen. Also rein- rauf- Schrauben bissel nachziehen-runter-raus. Das hatten wir doch so ähnlich schon mal.
Beobachtungsliste Campingplatz Brasov: Türkentaube, Wachholderdrossel, Buchfink, Neuntöter, Kolkrabe, Kuckuck, Hausrotschwanz, Haussperling, Grünfink.
Es geht weiter Richtung Südosten. Zwischen Hârsova und Saraiu sehe ich meine ersten Blauracken. Also wird sofort ein Stopp eingelegt und die Gegend ein wenig erkundet.
Bebobachtungsliste: Blauracke, Wiedehopf, Bienenfresser, Kuckuck, Elster, Rabenkrähe, Zwergdommel, Gelbspötter, Graureiher, Drosselrohrsänger, Grauammer, Teichhuhn, Rauchschwalbe, Schwarzstirnwürger, Weißbartseeschwalbe, Uferschwalbe, Star, Haubenlerche.
Nach kurzem Aufenthalt geht es weiter Richtung Donaudelta. Unser Ziel ist der Zeltplatz in Murighiol. Wir sind fast die einzigen Camper. Das Zelt wird wenige Meter vom Wasser aufgebaut. Auch hier gibt es eine Gaststätte die den Charme eines DDR-Kulturhauses hat. Abends wird die Glotze angeworfen und es gibt Ciorba. Am nächsten Tag gehen wir am Ufer entlang und kommen bei den Fischern mit ihren Kähnen vorbei. Sofort wird uns eine Fahrt ins Delta angeboten. Desinteresse heuchelnd ziehen wir weiter, erkundigen uns aber doch nebenbei nach dem Preis. Feilscherei ist nicht meine Sache, aber Dagmar meint man sollte zugrunde legen was man in Deutschland für eine derartige Leistung ausgeben würde. Als wir später zurückkommen verhandeln wir noch ein wenig und vereinbaren für den nächsten Tag eine Bootstour. Mit einem kleinen Motorkahn geht es dann los.
im Donaudelta noch mehr Donaudelta<
Wir haben Superwetter und fahren durch eine einmalige Naturkulisse. Durch etliche Wasserarme kommen wir an kleinen und größeren Inseln mit Bauernkaten, Pferden und Schweinen vorbei. Wir passieren aber auch eine Insel auf der sich die marktwirtschaftliche Investitionswut voll ausgelassen hat.Ein viel zu großes Gebäude auf einer viel zu kleinen Insel. Nach einiger Zeit schaltet unser Führer den Motor ab und stakt weiter. Er erklärt uns, dass das in diesem Bereich des Deltas Vorschrift sei. Insgesamt fahren wir ca. 4 Stunden durch den bratul sfintu gheorghe- Sankt-Georgs-Arm.
ganz viel Donaudelta
Beobachtungsliste: Kolbenente, Bachstelze, Bleßralle, Kormoran, Graureiher, Haussperling, Türkentaube, Weißbartseeschwalbe, Höckerschwan, Kuckuck, Drosselrohrsänger, Elster, Nebelkrähe, Bienenfresser, Seidenreiher, Star, Flußseeschwalbe, Tafelente, Buntspecht, Lachmöwe, Silbermöwe, Rauchschwalbe, Schwanzmeise, Stockente, Wiedehopf, Sichler, Purpurreiher, Kiebitz, Blaumeise, Eisvogel, Weißstorch, Stieglitz, Rallenreiher, Gelbspötter, Pirol, Nachtreiher, Klappergrasmücke, Kohlmeise, Rosapelikan, Teichhuhn, Blauracke,Trauerfliegenschnäpper, Baumfalke, Steinschmätzer, Steinkauz, Silberreiher, Beutelmeise, Moorente, Turmfalke, Feldsperling, Löffler, Haubentaucher, Tafelente, Gartenrotschwanz, Stelzenläufer, Rosenstar, Dohle.
23.05.2000
Wir fahren über Brabadag nach Navodari. In Istria besuchen wir die antiken Ruinen. Das Gelände ist eingezäunt und auch ein Museumsgebäude befindet sich hier. Es ist aber keiner da der Eintritt kassiert. Lediglich die Gaststätte ist besetzt. Zwischen den Ausgrabungen fliegen einige Vögel herum.
Bebachtungsliste Istria: Wiedehopf, Feldsperling, Rauchschwalbe, Steinkauz, Mehlschwalbe, Neuntöter, Grauammer, Schafstelze (flava), Steinschmätzer, Rohrammer, Lachmöwe, Elster, Rosapelikan, Graureiher, Brandente, Stockente, Silberreiher.
Wiedehopf in Istria Campingplatz Navodari
In Navodari befinden sich unmittelbar nebeneinander zwei Campingplätze – ein privater und ein staatlicher. Dagmar sagt, dass auf dem privaten das Niveau besser ist und so schlagen wir hier unser Quartier auf. Wieder einmal sind wir die Einzigen. Auf der Fahrt nach Constanta kommen wir an dem anderen Campinplatz vorbei und entdecken dort als einzigen Gast ein Gespann mit IN… Kennzeichen. Es ist „unser“ Holländer aus Brasov. Wir lotsen ihn 200 m weiter auf den anderen Platz und sind dort schon mal zu zweit. In Constanta sehen wir uns in der Stadt um, kaufen auf dem Markt ein und besuchen das Aquaruim in der Nähe des Casinos. Auf der Straße werden wir von zwei jungen Männern angesprochen, die zunächst versuchen unsere Nationalität herauszufinden. Als ihnen das gelungen ist versuchen sie mit Schmeicheleien wie „Ah, Deutschland good Football, Beckenbauer, Rumenigge, Basler“ usw. eine Unterhaltung anzufangen. Wir lassen uns aber nicht weiter darauf ein und gehen unseres Weges. Zusammen mit dem Holländer fahren wir in den nächsten Tagen noch einmal nach Constanta. Wieder kommen zwei junge Männer und fragen: „deutsch?, francais?, england?“ Der Holländer murmelt etwas unverständliches, was für die Rumänen wie englisch klingt. So beginnen sie die Unterhaltung mit „Ah, England good football …“Vermutlich handelt es sich um irgendwelche Aufreißer, die uns in ein Geschäft schleppen oder vielleicht auch Geld tauschen wollen. Aber soweit haben wir es nicht kommen lassen. In Constanta besuchen wir zum einem ein Kellerrestaurant welches einen sehr rustikalen Eindruck macht. Auch in Brasov haben wir hinter etlichen Gängen und Treppen eine Weinstube im ähnlichen Stil entdeckt. Die Preise in diesen Lokalitäten erreichen allerdings schon fast deutsches Niveau. In Constanta finden wir in einer Seitenstraße eine libanesisches Restaurant wo wir einkehren. Wir werden sehr freundlich begüßt und lassen den Chef das Menü selbst zusammenstellen. Die Bewirtung ist super und auch das Preis-Leistungs-Verhältnis paßt. Auf der Landkarte suche ich ein lohnendes Ziel in der Nähe für orithologische Bebachtungen. Nördlich von Constanta ist in der Nähe des Ortes Vadu ein Strandsee eingezeichnet. Hinter dem Dorf führt eine Betonstraße duch ein Sumpfgebiet. Am Horizont sind kleine Reisebusse und mehrere Menschen zu erkennen. Es stellt sich heraus, dass es Holländer und Engländer sind, die an einer organisierten ornithlogischen Tour teilnehmen. Der Führer der Holländer ist ein junger Rumäne, der die Namen Vögel aber „nur“ in englisch und deutsch kennt. Um so besser und ich schließe mich mit an. Hier stößt mein Bestimmungsbuch an seine Grenzen, den Weißschwanzkiebitz kennt es nicht.
Beobachtungsliste Vadu: Flußseeschwalbe, Zwergseeschwalbe, Säbelschnäbler, Rauchschwalbe, Wiedehopf, Schafstelze, Bachstelze, Weißschwanzkiebitz, Sichler, Brachschwalbe, Stelzenläufer, Drosselrohrsänger, Bienenfresser, Brandente, Rotschenkel, Flußuferläufer, Rotkehlpieper.
Als wir früh vom Campingplatz losfuhren waren wir dort zu zweit. Bei der Rückkehr bietet sich ein völlig anderes Bild. Das Gelände ist voller Caravan-Gespanne mit schwarz-gelben Kennzeichen und weitere Fahrzeuge stehen am Eingang Schlange um eingewiesen zu werden. Es sind Mitglieder eines holländischen Autoclubs die zusammen halb Europa bereisen.
Das Casino in Constanta In der Bauernburg Preimer Von Navodari aus fahren wir über Bukarest und Plojesti wieder nach Brasov. Zwanzig Kilometer nordöstlich von Brasov besuchen wir in Prejmer / Tartlau die Bauernburg deren Gründung auf die deutsche Besiedlung zurückgeht. Um die Dorfkirche herum wurde eine Burg erichtet, in der sich unter anderem Schutzräume für die Dorfbewohner befinden. Für jede Familie gibt es eine mehrteilige Kammer, in der bei drohender Gefahr für das Dorf Menschen, Tiere und Hausrat untergebracht wurden. Von Prejmer fahren wir zu unserer nächsten Unterkunft in Sighisoara / Schäßburg. Unterwegs wollen wir eine der in den Reiseführern erwähnten Höhlen besuchen. Nachdem wir auf der Landkarte in der Nähe unseres Standortes ein derartiges Symbol ausgemacht haben, wird es zielstrebig angefahren. Es ist aber erforderlich die Haupstraße zu verlassen und eine „dünne rote“ Straße zu benutzen. Diese ist ein Waldweg, der sich am Bachlauf ein enges Tal hinaufwindet. Stellenweise ist zwischen den Felswänden nur soviel Platz, dass Weg über dem Bachlauf verläuft. Hin und wieder finden sich auch noch Schneereste am Wegesrand (es ist Mitte Mai bei ca. 20° C). Nach ca. 10 km weitet sich das Tal und ein paar Bauernhäuser tauchen auf. Wir halten an und versuchen eine Frau nach dem Weg zufragen. Sie benutzt öfters das Wort „pesti“ und zeigt talaufwärts. Im Miniwörterbuch des Reiseführers finden wir auch pesti = Höhlen. Schon mal sehr gut. Im weiteren Verlauf der „Unterhaltung“ stellt sich aber heraus, dass es noch weitere 10 km bis zu den Höhlen sind. Es ist aber schon später Nachmittag und da wir uns gerade an einer der wenigen Wendemöglichkeiten der gesamten Strecke befinden wird das Höhlenabenteuer erst einmal zurückgestellt zumal wir noch keine Bleibe ausgemacht haben. Zurück auf der Hauptstraße suchen wir nach einer Unterkunft. Diese Möglichkeit wird hier durch ein am Haus angebrachtes Schild mit stilisierten Tannenbäumen (oder Fichten) kundgetan. Wir schauen uns ein, zwei Quartiere an, aber das Richtige ist nicht dabei. Schließlich gelangen wir noch zu einem Forsthaus wo man laut Werbetafel ebenfalls nächtigen kann. Der Förster oder was auch immer zeigt uns das Haus und nennt uns dann auch den Preis, gleich in Dollar und zu einem Tarif der das Ortsübliche weit übersteigt. Wir fahren dann unter einem Vorwand die ca. 500m zurück auf die Hauptstraße. Auf dem stark ausgespülten Waldweg reicht die Bodenfreiheit unseres Golfs irgendwann nicht mehr aus. Wir sitzen auf einem etwas hervorstehendem Stein auf, der eine der am Bodenblech angeschraubten Quertraversen so verbiegt, dass sie gegen das Auspuffrohr drückt. Die Folge ist ein schreckliches Dröhnen des gesamten Unterbodens. Wir halten dann an einem Geschäft an der Straße und ich versuche mit dem Wagenheber, verschiedenen Holzklötzen und diversen improvisierten Hebelwerkzeugen die Traverse zurückzudrücken. Es gelingt mir dann auch das Dröhnen verstummen zu lassen. Im Laden kaufen wir dann etwas und bekommen auch noch eine Übernachtungsmöglichkeit angeboten. Unmittelbar nebenan befindet sich ein kleiner Park mit einer Ferienanlage, d. h. einigen Bungalows. Hier stimmt das Preis – Leistungsverhältnis und wir mieten uns ein. Lediglich den Schwimmer im WC-Spülkasten muß ich instandsetzen, was aber keine größere Mühe macht und auch das einzige Problem blieb. Der Hund des Försters hält sich während der ganzen Zeit an unserer Seite.
auf der Suche nach den Höhlen Bungalow
Unsere Unterkunft in Schäßburg ist eine Gaststätte mit Zimmervermietung die überwiegend von Fernfahrern genutzt wird. Wir besichtigen die Altstadt, den Stundenturm und gehen die 176 Stufen der holzüberdachten Schülertreppe hinauf zur Bergkirche und Bergschule. Aus der Schule kommt uns eine Schülergruppe entgegen welches laut das Lied „Die Gedanken sind frei“ trällert.
Blick vom Stundenturm auf Schäßburg Der Stundenturm
Die letzte rumänische Stadt, in der wir uns aufhalten ist das unmittelbar an der ungarischen Grenze gelegene Oradea. Noch einmal muß der Golf auf die Hebebühne. Die verbogene Traverse wird entfernt, und da auch der Auspuff bei unserer Waldexkursion gelitten hat, wird er mit etwas Draht und Gummi daran gehindert am Fahzeugboden anzuschlagen. Als wir am Grenzübergang an der Reihe sind, springt Dagmar sofort aus dem Wagen und reißt alle Türen auf. Meine Einwände gegen Ihren Übereifer tut sie mit „Am rumänischen Zoll muß man immer alle Türen aufmachen“ ab. Als der Beamte jedoch nichtsahnend am Fahrzeugheck ankommt, schlägt ihm wütenendes Hundegebell entgegen. Er springt ein-zwei Meter zurück und hält schwer atmend die Hand auf’s Herz. Dagmar versucht ihm etwas von Alarmanlage zu erzählen, aber da hat er schon festgestellt, dass in ca 1/2 Stunde Schichtwechsel ist und er nach dieser Aufregung unmöglich weiterarbeiten kann. So heißt es wieder mal warten, aber immerhin sind wir die ersten in der Schlange. Auf der ungarischen Seite treffen wir zwei junge Männer, die am Zoll ihr Auto komplett ausräumen durften. Als dann auch noch Milchpulver zum Vorschein kommt, das sie für Ihre Bergwandertour mithatten, waren sie in höchsten Maße verdächtig. Unser letztes Nachtquartier ist wieder der Campingplatz im ungarischen Püspökladány.
Zum Schluß das Letzte
Kurz vor Erreichen unserer sächsisch-vogtländischen Heimat soll der Tank noch einmal preisgünstig befüllt werden. So wird an einer tschechischen Autobahntankstelle ein Stopp eingelegt. Da wir keine Kronen haben, werde ich vorgeschickt um nachzufragen obVisa-Card akzeptiert wird. An der Tür der Tanke hängt ein Schild auf dem alle möglichen Kartensymbole abgebildet sind. Unter anderem auch Visa. Also alles o.k. und voll der Tank. Dagmar geht bezahlen, kommt aber unverrichteteter Dinge wieder zurück. „Die nehmen keine Visa-Card und gefragt hast Du auch nicht!“ Na ja, direkt gefragt hatte ich nicht, aber wenn das Kartensymbol an der Türe hängt, wird das wohl klargehen (hatte ich gedacht). Sinngemäß ergeht dann an mich die Aufforderung „Mario, geh mal streiten“. Ich habe aber keine Lust mich um etwas zu streiten von dem ich keine Ahnung habe (habe persönlich keine Kreditkarte) mit jemanden dessen Sprache ich nicht verstehe. Am Ende versuche ich mit dem Tankwart auf englisch irgendwie klarzukommen. Im Verlauf unserer „Unterhaltung“ entfernt eine Angestellte das Schild mit den vielen Kartensymbolen von der Tür der Araltankstelle. Als Alternativen bleiben uns entweder zum nächsten Geldautomat zu fahren (der was weiß ich wo steht) oder die Rechnung in DM zu zahlen. Letzteres allerdings zum Vorzugskurs des Tankwarts, der aber mit den Worten „I am not the Bank“ seinen Umrechnungsfaktor rechtfertigt. Als nach nach tränenreicher Geldübergabe die Stimmung den Nullpunkt weit unterschritten hat, bewältigen wir die letzten Kilometer nach Plauen. Beim Abendessen in Bad Elster geht es dann aber bereits wieder aufwärts.
07:24 12.05.2003