Archiv der Kategorie: Reisen

Auto und Straßen und Verkehr in Schweden

Straßen und Geschwindigkeiten

Die erste Frage, die sich mit dem Erreichen des schwedischen Festlandes stellt – wenn man nicht mit dem Traktor oder Fahrrad einreist – wie schnell darf ich fahren? Auf Autobahnen und autobahnähnlichen Straßen 110 km/h manchmal auch 120. Auf Landstraßen 80, manchmal auch 70 oder 90. Dabei ist nicht die Breite und Qualität der Fahrbahn maßgebend sondern die Wildwechsel- sprich Elchgefahr. Abhängig von Sicht und Einzäunung nach beiden Seiten kann eine 25 Meter breite Straße im Wald auf 70 beschränkt sein. Die gleiche 70 gilt aber aber auch auf einem Schotter-Feldweg mit freier Sicht nach allen Seiten. Blitzer stehen lange Zeit gar nicht, dann wieder geballt aller 5 km und werden in der Regel vorher angekündigt. Nach einem Kamera-Schild steht immer ein fester Blitzer.

Straßen

Die Straßen befinden sich bis auf ganz wenige Ausnahmen in einem hervorragenden Zustand. Das absolute Knaller sind die blitzsauberen Toiletten an der Landstraße. Und die sind beheizt! Drinnen 20°C bei Frost draußen. Rein zufällig führt unsere Fahrtroute durch den Ort Lesjöfors. Der gleichnamige Hersteller von Fahrwerksfedern ist in Carfit-Kreisen wohlbekannt.

Autos

Der gefühlte Anteil von Volvo liegt bei mindestens 50%. Der Rest verteilt sich auf alle anderen Hersteller. Oft sieht man auch noch Saab, die seit 2012 nicht mehr produziert werden.

Viele PKW sind mit großen Zusatzscheinwerfern ausgestattet. Verbaut wird was der Platz vor dem Kühlergrill hergibt. Am meisten anzutreffen ist die ungewöhnliche Anzahl von drei weiteren Lampen. Auch Zwei- und Vierender werden häufig gesichtet. Sogar ein linker Einer kam uns entgegen, Absicht oder Schraube locker? Doch auch hier hält neue Technik Einzug. LED-Lichtleisten lösen die großen runden Strahler ab.

Am auffälligsten sind die relativ vielen US-Fahrzeuge aus der Kategorie „Ami-Schlitten“. Relativ viel bedeutet jetzt nicht, dass man ständig Straßenkreuzern begegnet. Aber bei einer kurzen Fahrt über Land und durch ein paar Ortschaften bekommt immer ein oder zwei Exemplare zu sehen. Am Wochenende auch mehr. Auch der eine oder andere Volvo-Oldtimer ist noch unterwegs.

Restaurierte Fahrzeuge sind in der Minderheit, die gepflegte oder ungepflegte Patina ist der überwiegende Zustand.

Auf was man aufpassen muss

Da ist natürlich der Skandinavien-Klassiker: der Elch. Aber auch Schneemobile kreuzen die Hauptstraßen. Das Eisenbahnwarnschild hat noch keine keine Modernisierung erfahren wie in Deutschland. In Schweden wird noch auf den Gleisen gedampft. Kleinere Wesen sind ebenfalls zu beachten. Ein Sackgassenschild muss nicht immer aufrecht stehen. 90° gedreht heißt das dann „Sackgasse rechts – 100 Meter voraus“ – oder so ähnlich.

Im Gegensatz zu Deutschland – da ist es verboten – werden in Schweden Winterreifen mit Spikes gefahren. Auch jetzt noch, Ende April sind viele Fahrzeuge so unterwegs. Man sieht und hört es vor allen Dingen. Ein rasselndes Geräusch, das ein wenig an Schneeketten erinnert. Elektroautos sind auch unterwegs. Vor allem eine Marke, die nur Elektroautos baut, ist häufiger vertreten.

Auf vielen Grundstücken stehen neben dem Auto für jeden Tag noch weitere Fahrzeuge auf der Wiese herum. Die Bandbreite reicht von „Zweitwagen mal eben auf der Wiese abgestellt“ bis zu Startup Autovertwertung.

Sonst noch was?

Ja, das wäre schon reif für den „Postillon“. :
Unter Laborbedingungen erfolgreich getestet – Fahren mit Sicherheitssabstand ist doch möglich.
In einem größeren, abgegrenzten Bereich, wird seit mehreren Jahren erfolgreich mit dem, aus der Fahrschule bekannten, Mindestabstand gefahren. Von deutschen, französischen und anderen Autofahren bislang für unmöglich erklärt:

  • da komme ich ja nie pünktlich an
  • Halber Tacho? Was soll das sein? 15 Zentimeter?
  • die Schnarchnase vor mir muss mal etwas angeschoben werden
  • Soviel Platz haben unsere Straßen gar nicht

Das Gebiet erhielt von den Forschenden den Arbeitstitel „Königreich Schweden“

Der Sicherheitsabstand wird hier so etwas von eingehalten, dass es schon auffällt.

Fahren mit 75 bei 80? Der Hintermann fährt mit 50 Meter Abstand.
Fahren mit 80 bei 80? Der Hintermann fährt mit 50 Meter Abstand.
Fahren mit 85 bei 80? (Also 85 laut Tacho, das Auto fährt eigentlich nur 79) Der Hintermann fährt mit 50 Meter Abstand. Ausnahmen gibt es natürlich auch. Manchmal ist das Fahrzeug hinten auch noch weiter weg.

Lidaberg 1

In der Gegend von Südschweden, zwischen den Seen Väner und dem Vättern, zwischen den Städten Skara und Skovde. Neben den Wäldern prägen hier Felder und Koppeln die Landschaft. Die eigentlichen Dörfer bestehen nur aus wenigen Häusern, Höfen und der Kirche. Sehr aufgelockert darum gibt es weitere Häuser, einzeln oder in kleinen Grüppchen und Höfe. Und nahezu jedes dieser Häuser, die Höfe sowieso, haben ihren eigenen Straßennamen, der an der Hauptstraße ausgeschildert ist. Wenn wir uns die Namen so anschauen, scheint es sich um alte – oder neue Flurstücksbezeichnungen zu handeln. Das alles kennen wir doch von irgendwoher? Die für uns typischen Falun-Roten Schwedenhäuser bestehen aus einem Wohnhaus, einer Scheune und einem kleinen Schuppen. Ganz so wie wir es vom Michel aus Lönneberga kennen. Der heißt im Original übrigens Emil. Viele der kleineren Häuser wurden nur als Sommarstuga – Sommerhaus genutzt. Sehr gemütlich, aber nicht jedermanns Sache bei zwei Meter Raumhöhe im Erdgeschoss und 1,80 Meter oben. Im Gegensatz zu anderen hochentwickelten Ländern, setzt Schweden schon länger beim Netzausbau auf Glasfaser bis zum Haus. Bei den Entfernungen hier sehr sinnvoll. Leider ist Birgits Anschluss noch nicht aufgeschaltet.

Früher, so nach der letzten Eiszeit lagen hier jede Menge Steine im Wald herum. Dann kam der Mensch und hat die Steine zu Steinkreisen aufgestellt. Nicht ganz so riesig wie in Stonehenge, aber immerhin uralt. Diese Steinkreise sind heute noch da. Dann wollte der Mensch Pflügen, da waren die Steine im Weg. Da hat man sie zu Mauern am Feldrand aufgeschichtet. Diese Mauern sind heute noch da. Wenn dann immer noch Steine übrig waren, wurden sie auf einen großen Haufen geworfen. Manchmal mitten auf dem Feld, weil vermutlich an dieser Stelle der Felsen blank lag. Diese Haufen sind heute noch da.

Drei Wochen waren wir bei Birgit zu Gast. Unsere Unterkunft war eine von zwei Ferienwohnungen in einer ehemaligen Scheune. Noch ist nicht alles fertig. Wir haben Türen gestrichen. Vorbereitungen für den Klempner waren erforderlich. Für den Einbau einer „gut gebrauchten“ Küche haben wir für den Anschluss an Wasser und Abwasser vorbereitet. In Bad WC und Dusche haben wir den Fußboden mit Ölfarbe gestrichen – jeweils 3 Schichten; zuerst mit 40 % Terpentin verdünnt, dann 25% und zuletzt unverdünnt. Dann ist der Klempner draufgelatscht, weil wir keine Geduld hatten. Wir haben bei den ersten Arbeiten den Gartenjahres geholfen. Wie haben Brennholz für den Winter gespaltet. Die Tauchpumpe im Brunnen konnte ich leider nicht in Funktion setzen. Irgendwo ging der Strom seine eigenen Wege, ständig hat der FI-Schutzschalter ausgelöst. Auch meine gut gemeinten Tricks konnten hier nicht helfen.

Unser Bad soll schöner werden! Der Mini-Dusch-WC-Waschmaschinenraum wird vergrößert. Eine Wand musste herausgerissen werden und um die Ecke herum eine neue Wand eingezogen werden. Alles nur Pressspan-Leichtbau. Mit Hammer, Säge und Akkuschrauber ein Tag Arbeit. Die alte Wand war bereits herausgerissen und die ersten Stützen für die neu Wand angeschraubt. Dann kam der Klempner und machte sein Vetorecht geltend. Viel zu klein für die geplante Badewanne. Also war am Ende des Tages die alte Wand wieder drin. Aus den geretteten Resten der alten Wand. Die temporär entfernte Elektroinstallation konnte ich auch wieder in den Urzustand versetzen, inklusive einer Wechselschaltung.

Eine unseren ersten Fragen nach Ankunft war: „Gebt es denn hier in der Nähe einen Flohmarkt?“ – Oh ja, ihr müsst nur auf die Schilder „LOPPIS“ achten. Und wir haben mit großem Erfolg darauf geachtet. Viele Scheunen haben wir besucht und das eine oder andere Schätzchen gefunden. Nun ist es ja nicht so, dass es in Deutschland keine Trödel- und Antiquitätenhändler gibt. Aber hier ist es eine Art Freizeitsport. Aller 5 – 10 km trifft man sicher auf einen Loppis. Kernöffnungszeit Sonntag von 11 bis 15 Uhr.

Da wir zwischen den beiden größten schwedischen Seen, dem Vänern und dem Vättern wohnen, führen uns mehrere Ausflüge dorthin. Auch die näheren Tafelberge, wie das Doppelmassiv Halle- und Hunneberg sehen wir uns an und genießen die großartige Aussicht über das Land und den Vänern. Die Naturreservate und sonstigen Sehenswürdigkeiten sind hervorragend beschildert. Mindestens schwedisch/englisch oft auch noch in deutsch.

Nicht alles, aber sehr, sehr vieles hat hier mit der Eiszeit zu tun. So auch die Landzunge „Hindens rev“ Mehrere Kilometer lang aber nur wenige Meter breit ragt sie in den See hinein. Ein Wanderpfad führt uns bis zur letzten Spitze. Mario bekommt zur Belohnung 17 Geocaches und Anja jede Menge Steine.

Es ist immer noch April und wir sind im Norden. Am Vänern toben zwei Mädchen im Badeanzug durch den See – bis zu den Knien. Da nehme auch ich ein Fußbad bei sechs Grad Wassertemperatur. An einem der milderen Tage begegnen wir am Steinbruch Varnhem drei Jungs. Sie sind nur in Badebekleidung unterwegs. Sie werden doch nicht etwa? Drei Tage später, am Morgen unserer Abreise ist noch einmal alles weiß. Zehn Zentimeter Neuschnee hat es in der Nacht gegeben. Aber die Straßen sind fast schneefrei und wir haben keine Probleme zu unserer nächsten Station, 450 km nördlich, zu kommen.

Im Tal der Drôme

Wir fahren nach Die. Und natürlich ist die erste Frage „Die?“ Ja, die Stadt heißt Die, wie der-die-das.

Für die geographisch Interessierten:

Im Tal der Drôme

Warum fahren wir nach Die? Nun, das hat sich so ergeben. Wir sind auf der Suche nach einer neuen Unterkunft in Südfrankreich. Idealerweise ein landwirtschaftliches Anwesen, wo wir gegen Mithilfe wohnen und essen können. Also Kost und Logis. Nun war diese Suche in den letzten zwei Wochen leider nicht sehr erfolgreich. Am Anfang wird man von den Treffern auf http://www.workaway.info und http://www.wwoof.fr regelrecht erschlagen. Aber bei näherer Suche und Eingrenzung dünnen sich die Ergebnisse aus. Schließlich haben wir pro Tag einen Gastgeber angeschrieben und bei Nichtantwort am nächsten Tag den nächsten usw. Auf die Gefahr hin, dass wir dann mehrere Zusagen und die Qual der Wahl haben. Wir hatten dann keine Qual und leider auch keine Wahl. Entweder kam keine Antwort vom ach so tollen Weingut oder wir erhielten eine Absage. Am Ende blieb nur noch eine Möglichkeit. Die Freundin eines Schwagers … in diesem Fall die Schulfreundin von Anjas Bruder wohnt doch in Frankreich. Dann fragen wir eben dort an, ob wir vorübergehend unterkommen können. Ja, wir können. Und sie hat auch gleich ein paar Möglichkeiten wo wir uns einbringen können.

Die liegt im Tal der Drôme. Ein Bilderbuchbergfluss in der großartigen Kulisse des Voralpenlandes. Kristallblaues Wasser fließt zu Tal. Eigentlich ist es das helle Kalkgestein im Fluss, dass die tolle Farbe hervorruft. Die erste Bergwanderung führt uns nach Archiane. Eine leichte Tour vor einer riesigen bogenförmigen Felswand. Die hier wieder angesiedelten Lämmergeier kreisen hoch oben in den Aufwinden. Ich versuche alles aus dem Teleobjektiv heraus zu holen. Das Ergebnis … na ja.

Für einige Tage helfen wir Mark und Sandrine. Eine englisch/französische Familie. Das neue Haus braucht noch helfende Hände beim Innenausbau und der Anlage des Gartens. Das Besondere an diesem Haus ist seine Bauweise aus Stroh und Erde. Die Wände sind in Holzständerbauweise errichtet, die Dämmung darin ist Stroh, wie es vom Felde kommt. In einem „Fenster“ kann man in die Wand hineinsehen.

Der Innenputz besteht aus Erde oder eher mehr Lehm wie aus der Baugrube kommt. Auffälligstes Merkmal innen sind die Putzecken. Sie sind alle abgerundet. Der absolute Hingucker im sind zwei Panoramfenster mit Blick über das Tal der Drôme. Und weil beim Hausbau immer noch ein paar Kapazitäten frei sind, ensteht im Garten eine sehr massive Holzhütte für die Dame des Hauses. Wenn wir morgens starten ist oft Eiskratzen bei Temperaturen um den Gefrierpunkt angesagt. Das Lunch gegen 13:00 Uhr nehmen wir dann bei angenehmen 20 Grad Celsius ein.

Mehrere Wanderungen führen uns in die nähere Umgebung. Entweder an den Fluss, die Drôme oder in eines der Dörfer. Gleich dahinter gibt es Wasserfälle, alte Burgruinen oder Wanderwege vor einer atemberaubenden Bergkulisse.

Am Mittwoch, dem 3.3.2021 fahren wir zum Wandern in ein Hochtal, das Vallon de Combeau. Der letzte erreichbare Parkplatz liegt auf 1400 Meter. Die als Ziel auserkorene Berghütte auf 1600 Meter. Also reichlich Fichtelbergniveau. Es sind etliche Schneefelder zu durchqueren und auch Skifahrer sind hier noch unterwegs.

Am Sonntag sind wir zu einem französsichen Picknick eingeladen. Wir sitzen im Gartern vor einem Chateau. Jeder bringt an Speisen und Getränken mit, was er für richtig hält. Das Buffet ist reichlich gefüllt und dazu gibt es auch noch selbstgemachte Musik und Tanz.

6.2.2021

Hinter der Stadt sieht man schroffe Felswände, mit Schnee auf den Gipfeln aufragen. Da fahren wir jetzt rauf. Die Serpentinen bringen uns auf 1600 Meter Höhe. Unter dem letzten Berggipfel führt ein 700 Meter langes Tunnel auf die andere Seite nach Col de Rousset. Eigentlich führen zwei Tunnel durch den Berg. Eines ist ausgebaut und eines ist gesperrt. Aber es gibt da einen Geocache.

7.2.2021

Oberhalb von Die befindet sich die Felsformation Claps. 1442 sind bei einem Erdbeben große Teile eines Berges in das Tal der Drôme gestürzt und haben diese zu zwei zu Seen angestaut. Das blieb 300 Jahre so. Im siebzehnten Jahrhundert wurden die Seen trockengelegt um die Fläche landwirtschaftlich zu nutzen. Heute ist hier ein Ausflugsziel für Wanderer, Bergsteiger oder einfach nur Picknick.

8.3.2021

Wir fahren noch einmal ein Tal hinauf, in dem wir neulich einen Beobachtungspunkt für die Geier gesehen haben. Und wir haben Glück. Der mehrere hundert Meter entfernte Fütterungsplatz ist gut besucht. In der näheren Umgebung können wir 50 und mehr kreisende Vögel zählen. Die Fotos mit dem Einsteiger-Teleobjektiv sind mittlerweile auch etwas aussagekräftiger. Für die Beobachtung der Vögel, die bekanntlich meist oben fliegen, gibt es hier spezielle Beobachtungs-Liegestühle wie ich sie noch nie gesehen habe.

Wir besuchen nach und nach die Städte der näheren Umgebung. Saillans, Châtillon-en-Diois und und und. In den Gassen der Altstädte fühlen wir uns in die Zeit der Musketiere zurück versetzt. Entweder kommt gleich D’Artagnan um die Ecke gerannt, oder jemand kippt seinen Nachttopf aus einem Fenster.

8.3.2021

Neulich am Bahnübergang. Von Espenel zur Hauptstraße. Erst waren wir da, dann noch ein Auto und ein Traktor und noch zwei Autos und ein Mann mit Krückstock. 10 Minuten später war immer noch geschlossen.Es führt aber kein anderer Weg aus dem Dorf hinaus. Wir sind dann etwas „kreativ“ auf die andere Seite gekommen.

Ein paar Videos gibt es auch noch. Nicht Oscar-verdächtig, nur so wie sie aus der Kamera kamen

Das Dorf Espenel im Tal der Drôme

Durch die Camargue und Arles

20./21.02.2021

Am Vormittag starten wir vom Lapaloup / Coupiac in Richtung unseres nächsten Zieles Die, südlich von Grenoble. Ja, die Stadt heißt „Die“ wie der-die-das.

Als Zwischenstation ist Saintes-Maries-de-la-Mer eingeplant. Die Kleinstadt liegt am Mittelmeer, am südlichen Ende des Rhone-Deltas – der Camargue.

Wir haben beschlosen ein paar Euro in ein Hotelzimmer für eine Nacht zu investieren . Es ist Februar, also eigentlich keine Saison am Meer. Daher hat die Hälfte der Hotels geschlossen. Doch just an diesem Wochenende haben in Frankreich Schulferien begonnen.
In Saintes-Maries-de-la-Mer ist ganz schön was los. Die Einkaufstraße ist gut besucht. An den geöffneten Hotels, die wir abklappern hängt schon an der Eingangstür ein Schild. Übersezten sie selbst:: „Hotel complet“. So suchen wir uns einen Platz auf dem Wohnmobilstellplatz vor der Stadt. Gut besucht und nur 50 Meter bis zum Meer. Die Schranke am Eingang ist geöffnet, das Kassenhäuschen nicht besetzt. Auf dem Schild steht etwas von 13 Euro pro Tag. Wird wohl nicht aktuell sein, jetzt außerhalb der Saison. Ein wenig windig ist es hier, aber das ist eben so, am Meer.

Am nächsten Morgen, noch vor dem Camperfrühstück fährt ein wichtig aussehender kleiner Transporter mit Lautsprechern auf dem Dach urch das Objekt. Er kommt auch zu uns und erklärt mir freundlich, dass dieses Areal den „richtigen“ Wohnmobilen vorbehalten ist. Für uns ist der kostenfreie Parkplatz nebenan vorgesehen, hier müssten wir 13 Euro berappen. ich bedanke mich und wir ziehen noch vor dem Frühstück um. Kurz darauf fühlen wir uns 50 Jahre in der Zeit zurückversetzt. Der örtliche Oldtimerclub rollt an. Mit Fahrzeugen, die uns an Louis de Funès-Filme erinnern.

Oldtimer in St. Marie de la mer

Die erste Hälfte des Tages verbringen wir in der näheren Umgebung. In der Camargue gibt es viele Schwemmlandebenen, ein Paradies für alle möglichen an Flachwasser gebundene Vögel. Rosaflamingos, Brandenten, Säbelschnäbler, Kraniche, Weiißstörche, Silber- und Lachmöwen bekommen wir zu sehen. Von einigen Exemplaren gelingen mir sogar einige Fotos mit Wiedererkennungswert. Einige wenige von 400 hier nachgewiesenen Arten. Natürlich sehen wir auch die weißen Pferde und die schwarzen Stiere, für die diese Landschaft bekannt ist.

In den Salinen von Salin-de Giraud legen wir noch eine Stop ein. Wir halten aber nur kurz an den riesigen Anlagen zur Salzgewinnung. Der Wind bläst uns fast von der Aussichtssdüne. Immerhin bekommen wir die durch die Salzkonzentration violett gefärbten Becken zu sehen.

Ganz draußen am Meer liegen hinter einem breiten Sandstrand Lagunen, bei diesem Wetter ein Paradies für Kite-Surfer. Doch nun geht es endgültig wieder ins Landesinnere . Ziel des Tages ist Arles, wo zum zweiten Mal die Hotelübernachtung in Angriff genommen werden soll. Das erste Hotel welches wir online geführt ansteuern, hat zwar ein wenig geöffnet, aber ein Zimmer bekommen wir hier nicht. Immerhin eine Empfehlung, wo wir es versuchen können, gar nicht weit von hier. Doch auch hier ist „Hotel complet“. Aber wir bekommen eine weitere Adresse, wo mit ziemlicher Sicherheit noch ein Zimmer zu haben ist. Und tatsächlich landen wir beim dritten Versuch in einem wunderbaren kleinem französischen Hotel. Der Preis ist nicht ganz so wunderbar klein, aber das ist uns jetzt auch (fast) egal. Die vorletzte Aufgabe des Tages ist es das Auto legal für die Nacht zu parken. In der Innenstadt gibt es nur kostenpflichtige Parkplätze, also versuche ich ein wenig außerhalb zu parken. Doch auch da ist jedes P-Schild mid dem Zusatzzeichen in Form einer Parkuhr versehen. Also wieder zurück in die Altstadt. Ein Problem wird mittlwerweile etwas größer. Es ist bereits 17:50 Uhr. Im Frankreich des Februar 2021 muss alles bis 18:00 Uhr im Körbchen bzw. Häuschen oder Hotel sein. Ich muss in den verbleibenden 10 Minuten:

  • einen Parkplatz finden
  • mich durch das fremdsprachige elektronische Parkuhrmenü hangeln
  • mit einigen, wichtigen Sachen den Weg vom Auto bis zum Hotel zurücklegen.

Irgendwie klappt es und und der Tag kann sein geruhsames Ende finden.

Am nächsten Tag sehen wir uns vor der Weiterfahrt die Altstadt von Arles an. Hier haben die alten Römer unverkennbar ihre Spuren in Form eines Amphitheaters hinterlassen. Aber auch kleine Geschäfte in Künstlergassen laden zum Schauen und Kaufen ein. Das Objekt der Begierde ist seit einiger Zeit einer der Türklopfer, wie man sie hier des öfteren sieht. Aber bisher haben wir in noch keinem Ramschladen Glück gehabt. Da muss bis auf weiteres ein Foto genügen.

Auf der Straße nach Dijon

5.2.2021

Die erste Nacht haben in unserem kuscheligen Expeditionsmobil bei Wyhl am Kaiserstuhl/Rhein verbracht.Am Freitag Morgen startete die Fahrt ins Ungewisse.Mit allen erforderlichen positiven und vor allen negativen Dokumenten ging es die letzten, wenigen Kilometer Richtung F.Am ehemaligen Grenzübergang erwartete uns. . . niemand.Nach einem entspannten Frühstück geht’s durch teilweise überschwemmtes Frankreich nach Lyon Dijon usw.

5./6.2.2021

An einem Aussichtspunkt oberhalb der Loire finden wir unseren Stellplatz für die Übernachtung. Diesen Punkt hatten wir uns schon zu Hause herausgesucht. Es ist hier wirklich so schön wie erwartet.

Mitten in der Nacht werden wir von Klopfen und Taschenlampenlicht aus unseren Träumen geweckt. Es ist doch hoffentlich nur die Polizei? Es sind zwei Polizisten und wir können endlich unsere Papiere zeigen. Ah,Test negative, gute Weiterreise.

Sabbatjahr 2021 – Idee und Vorbereitung

Oktober 2019 – Januar 2021

Idee und Planung:

Einfach wieder mal wegfahren. An einem schönen Ort ein paar Tage oder sogar Wochen länger bleiben? Mit dem Teleobjektiv im Versteckzelt auf den idealen Moment warten, der vielleicht erst in ein paar Stunden oder Tagen oder gar nicht eintritt? Ohne „wir müssen jetzt aber weiter“. Einen Geocache auch ein mal länger suchen, ohne Mitreisende mit seinem seltsamen Hobby zur Verzweiflung zu bringen?
Ein Jahr Zeit haben – geht das überhaupt? Ja es geht, wenn man zwei Jahre Zeit hat. Ohne im Lotto gewonnen zu haben. Ohne dickes Geldpolster aus hoch dotierten Jobs oder sonstigen Quellen. Im Oktober 2019 haben Anja und ich unsere Arbeitsverträge angepasst. Ergebnis war ein Sabbatical nach dem 2-Jahres Modell. Im ersten Jahr wird bei normaler Arbeitszeit nur die Hälfte des Lohnes ausgezahlt. Im zweiten Jahr gibt es die andere Hälfte und wir sind freigestellt. Durch die sinkende steuerliche Progression bleibt zwar etwas mehr als die Hälfte übrig, aber man muss schon für zwei Jahre mit der Hälfte rechnen. Gerechnet haben wir eigentlich nicht. Allenfalls grob überschlagen und es ging los. Jetzt, im Januar 2021 können wir sagen, dass es bis hierher funktioniert hat.

Das Auto:

Schnell waren wie uns einig, dieses Mal nicht mit dem Flugzeug zu reisen. Auf dem Landweg wollen wir Europa erfahren. Allerlei Möglichkeiten wurden in Betracht gezogen und wieder verworfen.

  • ein kleiner Traktor, eine ehemalige Rummelplatzschießbude im Schlepptau – 6 km/h sind wohl zu langsam für Nordkap-Sizilien-Moskau-Porto und der Mini-Wohn-Schlafbereich im Anhänger ist beim besten Willen alles andere als komfortabel
  • ein Campingbus alt und kultig – entweder zu teuer oder Großbaustelle auf Jahre,
  • ein Campingbus etwas neuer und halbwegs komfortabel – viel zu teuer für unseren Budget Plan
  • öffentliche Verkehrsmittel – zu beschwerlich mit Outdoorgepäck für Monate
  • ein kleiner Transporter, ein sogenannter Hundefänger, der auch als wirtschaftliches Alltagsauto genutzt werden kann – der ist es dann auch geworden

Ein Peugeot Partner Tepee, rot, 10 Jahre alt. Das teuerste Fahrzeug beim Dresdner Schotterplatzhändler. Fast ein Jahr habe ich jetzt Zeit einen Schlaf- und Stauraum einzubauen. Der Suchbegriff „Schlafumbau Transporter“ fördert reichlich Angebote zu Tage. Ein Platte, fix und fertig mit Klappmechanismus ist ab 1200 Euro zu haben. Dann doch Plan B – mit Platte vom Baumarkt und Akkuschrauber in den Keller. Im Heckbereich werden die 3 Sitze herausgenommen und auf die die verbliebene Fläche in Höhe von ca. 25 cm eine Siebdruckplatte aufgesetzt. Da passen genau die genormten grauen Boxen drunter. Für den tragenden Unterbau hatte ich zunächst Styrodurplatten in Erwägung gezogen. Vorteile: schön leicht und es liegen noch Restbestände vom Terassenbau da. Aber der Testlauf kann nicht überzeugen. Zu instabil und es wackelt, da man Styrodur nicht so richtig verschrauben kann. Was steht denn noch so im Keller herum? Eine Menge Bretter aus zerlegten Einwegpaletten wären auch da. Daraus vier Rahmenelemente geschraubt, geleimt und mit ein paar Hilfswinkeln stabilisiert. Noch ein paar Gummipads von Bautenschutzmatten an die Seiten gedrückt und auch mit zwei Personen wackelt nichts mehr.

Für größere Bilder bitte in den oberen Bereich der Vorschau klicken.

Die Unbenutzten Löcher in der Platte sollen nicht auf einen Schweizer Käse hindeuten. Sie zeigen nur, dass der erste Versuch Unterkonstruktionsverschraubung nicht zufriedenstellend war und die Aufteilung noch einmal geändert wurde.

Die Generalprobe kann beginnen. Im Oktober 2020 geht es für ein Wochenende in die Lausitz. In einem Wald bei Weißwasser finden wir endlich den Stellplatz der uns zusagt.

Wald am Tagebau Nochten
im Wald am Tagebau Nochten

Der Waldweg ist weder mit Schild noch Schranke versperrt und nicht von der Straße einzusehen. Der Test verläuft erfolgreich und bringt wichtige Erkenntnisse. Das Bettzeug ist für 4°C Außentemperatur ein wenig dünn. Bei diesen Temperaturen im windigen Freien zu sitzen ist auch nicht das gemütlichste. Ein Heck- oder Seitenzelt ist bereits in Arbeit. Der Zugang zu den Boxen, die unter der Schlafplatte eingeschoben sind ist auch etwas fummelig. Aufstehen, Heckklappe auf, Box raus, Box wieder rein, Heckklappe wieder zu. Wieder hinsetzen, was vergessen – das Ganze noch einmal. Immerhin haben wir schon System, die Boxen haben eigene Namen: Küchenbox, Technikbox, Anjabox, Mariobox usw.